Seit 2009 hält der Bund für die Wirtschaft zwölf Millionen Franken bereit, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in ihren Unternehmen zu fördern. Bisher beanspruchte die Wirtschaft jedoch nur 900‘000 davon – also nicht einmal zehn Prozent des gesamten Fördergeldes. Das eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau klärt nun ab, ob die «Finanzhilfen nach Gleichstellungsgesetz» weiterhin fliessen sollen. In einem internen Papier weist das Büro selbst auf eine «relativ schwachen Nachfrage» hin.
Ein Misserfolg?
Von einem Misserfolg will Marianne Ochsenbein vom Büro für Gleichstellung aber noch nicht sprechen. Sie wolle das Ergebnis der Abklärung abwarten, sagt sie gegenüber Radio SRF. Sprechen den die Zahlen nicht für sich? «Klar sollten sich eigentlich auch die Unternehmen stärker direkt für Gleichstellung einsetzen», stellt Ochsenbein fest. Wenn die Betriebe selbst etwas unternähmen, sei die Wirkung sicher direkter. Stattdessen fliessen die Gelder an Organisationen, die sich für Gleichstellung einsetzen – auch damit könne Frauen «wohl» geholfen werden, räumt Ochsenbein ein.
Mangelndes Interesse?
Trotzdem sehen viele Politikerinnen und Politiker die Wirtschaft direkt in der Pflicht, wenn es um Frauenförderung geht, etwa Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbands, hingegen verteidigt die Vertreter der Wirtschaft: «Man kann nicht pauschal davon sprechen, dass ein Interesse fehlen würde.» Die Wirtschaft wolle Frauen fördern. Müller könne sich auch nicht erklären, warum die Gelder des Bunds liegen blieben. Vielleicht sei das Förderprogramm des Bundes zu wenig bekannt, sagt Müller.
Genaueres weiss man wohl im Herbst, dann soll die Abklärung des Gleichstellungsbüros fertig sein.