Sie kennen sich, und sie duzen sich. Peter sitzt bei Christoph im Verwaltungsrat. Urs hat Christoph vor langer Zeit zum Swiss Chef gewählt. Sie gehören zu den mächtigsten Männern der Schweiz, sind Verwaltungsratspräsidenten von ABB, Roche und Credit Suisse – und diskutieren diese Woche am WEF über die digitale Revolution. Bevor das Wirtschaftstreffen losgeht, sind Peter Voser, Christoph Franz und Urs Rohner Gäste im «ECO Talk». Zusammen sind sie verantwortlich für rund 280'000 Arbeitsplätze. Ihre Entscheidungen bestimmen über Aufstieg und Fall.
Rund die Hälfte sämtlicher Arbeitsplätze in der Schweiz, so eine von «ECO» in Auftrag gegebene Studie , wird durch die digitale Revolution wegfallen. Doch Peter Voser, dessen ABB in Robotertechnik führend mitwirkt, sieht darin keine Bedrohung: «Mensch und Maschine werden mehr zusammenarbeiten» meint er, «Wir werden auch in der Zukunft mehr Jobs generieren als wir vernichten. Wir haben das in den letzten 60, 70 Jahren fünf Mal geschafft und wir werden das wieder schaffen.»
Auch Christoph Franz sieht die Digitalisierung in erster Linie als Chance und verweist auf die Möglichkeiten von Big Data: «Die erste Sequenzierung des menschlichen Genoms hat 10 Jahre gedauert und 13 Mrd. Dollar gekostet. Heute kriegen wir das Gleiche für 1500 Dollar in einem Tag.»
Die Sicherheit der Arbeitsplätze ist ein zunehmend brisantes Thema in der Schweiz. Die Aufgabe des Mindestkurses beschleunigte die Verlagerung ins Ausland. Credit Suisse baut in Zürich ab, dafür 1500 Arbeitsplätze in Krakau auf. ABB spricht von einer Leistungsachse mit Polen, erklärt aber «Das Hirn ist noch in der Schweiz.» Gemeint sind die Forschungszentren. «Ich weiss um die Leistungsfähigkeit unserer Leute in Baden und Dättwil», beruhigt Peter Voser, «und ich bin überzeugt, dass durch Innovation und Technologie das Standbein Schweiz immer gross und wichtig sein wird für die ABB.»
Abgehoben auf der Teppichetage?
Aber wie weit kennen die Verwaltungsratspräsidenten die Probleme ihrer Angestellten? Leben sie nicht abgehoben in Zirkeln der Teppichetage? Für Urs Rohner sind das «Klischees». «Mein Umfeld ist nicht in der Teppichetage zuhause», meint er. Auch den neu angetretenen CEO Tidjane Thiam, dem von der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» vorgeworfen wurde, er umgebe sich Kopfnickern und reagiere auf Kritik bissig, nimmt er Schutz. Es seien alles andere als Ja-Sager. «Er hat Leute mitgebracht, die schon sehr lange mit ihm zusammenarbeiten. Mindestens ein oder zwei sind sehr direkt, und die haben auch den Mut, ihm zu sagen: Das geht nicht.»
Peter Voser betont, dass Führungskräfte nicht einfach im Hauptquartier sitzen dürften. Sie müssten raus und zuhören. Ein offener Austausch sei sehr wichtig. Der CEO müsse durch unterschiedliche Meinungen herausgefordert werden, aber «wenn er eine Entscheidung fällt, dann muss sie durchgeführt werden.»
Auf die eigene Macht angesprochen geben sich alle drei bescheiden: Für Christoph Franz bedeutet Macht in erster Linie Verantwortung dafür, dass nichts schief geht. Urs Rohner spricht von geliehener Macht, und Peter Voser führt aus, dass allein die Firma Position und Macht vergibt.