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Wirtschaft «Für uns ist das ein sehr wichtiger Auftrag»

Für Peter Spuhler, den Chef von Stadler Rail, kommt der Auftrag der SBB im richtigen Moment. Nach einem Einbruch während der Eurokrise hoffte man in Bussnang (TG) dringend auf neue Geschäfte. Die SRF-Korrespondenten Stefan Reinhart und Casper Selg trafen Peter Spuhler auf Geschäftsreise in Berlin.

SRF: Wie haben Sie reagiert?

Peter Spuhler: Wir freuen uns unglaublich, dass wir uns in dieser anspruchsvollen, internationalen Ausschreibung für die SBB-Hochgeschwindigkeitszüge durchsetzen konnten. Ich freue mich vor allem auch für das Team und möchte an dieser Stelle der SBB herzlich danken für das uns entgegengebrachte Vertrauen.

Wie viele Arbeitsplätze sichert das für wie lange?

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Das habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht berechnet. Für uns ist der Auftrag aber natürlich sehr wichtig. Wir hatten 2011/12 einen Einbruch wegen der Verschuldungssituation in Europa und wegen der Währungsverwerfungen. Für uns ist wichtig, dass wir in diesem Segment Fuss fassen können und über den SBB-Auftrag hinaus in weiteren europäischen Ländern Ausschreibungen gewinnen können – wie mit dem «Flirt» damals.

Sie werden die Züge in Bussnang herstellen. Was bedeutet das für den Standort Altenrhein?

In Altenrhein werden die Doppelstockzüge produziert – hoffentlich auch in Zukunft. Jetzt ist Bussnang an der Reihe für die einstöckigen Hochgeschwindigkeitszüge. Die Drehgestelle werden wir in Winterthur herstellen und die Gusskomponenten kommen aus Biel.

Hand aufs Herz: Können Sie das? Der grosse Konzern Bombardier beisst sich die Zähne aus an den Anforderungen der SBB.

Da bin ich sehr zuversichtlich. Wir haben in den letzten zwei Jahren mit einem Topteam sehr viel gearbeitet. Wir haben die Machbarkeit bis in alle Details geprüft. Wir haben 2008, als wir den Doppelstockzug gewinnen konnten, die gleichen Fragen klären müssen. Und wir haben bewiesen, dass wir komplexe Züge auf Termin in einer sehr guten Qualität herstellen können.

Der finanzielle Rahmen ist nicht weit, der zeitliche eng.

Wir werden alles geben, dass wir der SBB termingerecht ein perfektes Produkt übergeben können.

Was sind die grössten technischen Herausforderungen bei diesem Projekt?

Wir haben uns schrittweise an das Hochgeschwindigkeitssegment angenähert. In Norwegen haben wir einen sehr grossen Auftrag erfolgreich abgewickelt. Diese Züge fahren 200 km/h. Der Schritt auf 250 km/h sollte möglich sein. Die Herausforderung sind die Zulassungen. Das erfordert eine Koordination mit vier Ländern. Technisch ist es absolut machbar.

Können Sie dieses Produkt auch anderswo einsetzen und so langfristig Arbeitsplätze sichern?

Wir haben 2004 die ersten «Flirt»-Züge ausgeliefert. Unterdessen sind es fast 1000 Züge, die in knapp 20 Ländern unterwegs sind. Wir hoffen, dass wir mit den neuen Zügen ähnlich erfolgreich sein werden. Der Markt für Intercity-Züge bis 250 km/h ist sehr gross und lukrativ.

Warum produzieren Sie Ihre Züge in der Schweiz?

Wir werden einen Wertschöpfungsanteil gegen 80 Prozent in der Schweiz generieren. Nur wenige Komponenten werden im Ausland gekauft. Wir montieren die Züge in der Schweiz, wir werden sie hier in Betrieb setzen. In diesen Segmenten ist es sehr gut möglich, in der Schweiz Züge mit hoher Qualität herzustellen. Wo wir Probleme haben, auch aufgrund der Schuldenkrise, ist bei einfacheren Zügen – Dieselzügen zum Beispiel, zwei- oder dreiteilig, da werden wir sehr stark angegriffen aus Zentraleuropa, aus Tschechien, Polen oder Spanien. Da gibt es harte Konkurrenz, die uns das Leben nicht einfach macht.

War es eine Auflage der SBB, dass Sie in der Schweiz produzieren?

Nein, das wäre auch nicht möglich gewesen, denn die Schweiz hat die WTO-Verträge unterzeichnet.

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