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Wirtschaft Geregelte Arbeitsumstände für Pflegerinnen aus Osteuropa

Wer alt und pflegebedürftig wird, geht entweder in ein Heim oder lässt sich zuhause betreuen. Immer mehr Firmen vermitteln Betreuungsangebote, die ausser medizinischer Pflege alles abdecken. Doch die Pflegerinnen müssen sich oft mit schlechten Arbeitsbedingungen herumschlagen.

Das Bild hat sich in der öffentlichen Meinung festgesetzt: Frauen aus Osteuropa kommen für 90 Tage in die Schweiz und betreuen alte Menschen rund um die Uhr. Sie schlafen in der Besenkammer und arbeiten zu einem Hungerlohn. Angestellt wurden sie von einer dubiosen Vermittlungsagentur in der Schweiz.

Solche schwarze Schafe gibt es tatsächlich. Und die gelte es mit einem Gesamtarbeitsvertrag nun auszuschalten, sagt Margaretha Stettler vom Verband «Zu Hause leben», der Arbeitgebervertretung.

GAV für vorerst 6000 Personen

«Ich weiss, unsere Branche hat einen sehr schlechten Ruf. Es gibt Betriebe, die geben sich ganz viel Mühe. Es gibt aber auch die schwarzen Schafe, und die bereiten uns zunehmend mehr Sorge.» Die schwarzen Schafe seien weder kontrollierbar noch regulierbar sind. Sie interessierten sich nicht wirklich für geregelte Arbeitsverhältnisse.

Darum haben die Vertreter der seriösen Arbeitgeber mit der Gewerkschaft Unia nun einen Gesamtarbeitsvertrag ausgearbeitet. Er gilt vorerst nur für die Deutschschweiz, für 6000 Tausend Angestellte. Es ein Anfang, sagen beide Seiten.

GAV auf alle ausdehnen

Ein guter Anfang: Ein Mindestlohn von 22 Franken in der Stunde für Angestellte ohne Berufserfahrung; Arbeitszeit 42 Stunden die Woche, bezahlte Ferien, Krankentaggeld-Versicherung, Mutterschaftsurlaub, Zuschläge und Entschädigungen für Nacht-Arbeit und Piket-Dienste sowie klare Regeln für Betreuerinnen, die im gleichen Haus wohnen, wie die Senioren.

Mit regelmässigen Kontrollen soll überprüft werden, ob diese Minimalanforderungen nun auch alle Arbeitgeber der Branche einhalten. Für Vania Alleva, Präsidentin der federführenden Gewerkschaft Unia ein zentraler Punkt.

«Das ist eminent wichtig, gerade in diesem Bereich. Weil die Arbeit sich im Privaten abspielt und oft auch schwierige Arbeitsverhältnisse anzutreffen sind.» Der Gesamtarbeitsvertrag liefere die nötigen Instrumente.

Der neue Gesamtarbeitsvertrag soll ab Januar 2015 gelten. Bis zu diesem Zeitpunkt wollen die Arbeitgeber vom Bundesrat erreichen, dass dieser den Vertrag allgemein verbindlich erklärt. Denn nur so kann gegen die schwarzen Schafe vorgegangen werden.

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