Der Blick auf die Mitgliederlisten macht Daniel Lampart keine Freude. «Es ist eine beunruhigende Entwicklung, wenn die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmenden abnimmt», sagt der Zentralsekretär des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.
Firmen hätten über die letzten zehn Jahre im Post- oder Verkehrsbereich Belegschaft abgebaut, so Lampart. Das seien klassische gewerkschaftliche Bereiche. Diese Entwicklung habe sich in einen sinkenden Organisationsgrad niedergeschlagen.
Unia legt in neuen Sektoren zu
Freude bereitet Lampart aber die Entwicklung seiner grössten Tochter Unia. Die Gewerkschaft hat letztes Jahr erstmals mehr als 200'000 Mitglieder verzeichnet. Sie konnte etwa im Detailhandel, im Gastgewerbe oder in der Hauswirtschaft zulegen.
Das seien Branchen, in denen viele Angestellte zu tiefen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen arbeiteten, erklärt Unia-Präsidentin Vania Alleva. «Es ist ein Bereich, der keine gewerkschaftliche Tradition kennt und in dem es fast keine Gesamtarbeitsverträge gibt, die nachhaltig die Arbeitsbedingungen schützen. Deshalb gibt es sehr viel zu tun. Wir müssen auf dem eingeschlagenen Weg weiterarbeiten.»
Im Dienstleistungssektor legen die Gewerkschaften also zu. Ob sie damit aber die Stagnation oder den Rückgang in den herkömmlichen Sektoren kompensieren können, das wird sich zeigen. Am 1. Mai wollen die Gewerkschaften jedenfalls wieder Werbung für ihre Sache machen.