Am Journalismus-Tag in Winterthur stellte Google-Vertreter Gerrit Rabenstein am Mittwoch die sogenannte «Digital News Initiative» vor. Digitale Innovationen zu fördern, gemeinsam mit den Medienhäusern, das sei das Ziel: «Wir wollen die vielen Projekte, die in irgendwelchen Schubladen liegen, die vielleicht zu riskant sind oder wo das Budget nicht gereicht hat, ein bisschen befeuern.»
Denn Europas Medienhäuser verlieren Publikum und Werbegelder an die amerikanischen Tech-Giganten wie Apple, Amazon oder Facebook. Und an neue, reine Online-Anbieter wie Huffington Post, Vice oder Buzzfeed. Die europäischen Medienhäuser würden eben zu wenig in digitale Technologien und Marketingstrategien investieren, so Rabenstein.
Mobile Inhalte schneller laden
Nun mache man aber gemeinsam vorwärts: «Das konkrete erste Ergebnis ist eine Open-Source-Software, die wir gemeinsam mit den Verlagen entwickelt haben. Diese kann jetzt jeder nutzen. Sie beschleunigt die Ladegeschwindigkeit von mobilen Inhalten um den Faktor zehn.»
Denn nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Aufbereitung komme es an, sagt Rabenstein: «Die Nutzer haben etwas davon, weil die Inhalte schneller laden. Die Verlage haben etwas davon, weil sie schneller und mehr Inhalte ausspielen können und nicht so viele Leute den Ladeprozess abbrechen. Und wir haben etwas davon: Ein schnelles Internet wird viel genutzt, und das ist auch gut für Google, weil Sachen aufgefunden werden.»
Wer profitiert tatsächlich?
Google spendet also nicht aus reiner Nächstenliebe 150 Millionen für solche und andere digitale Neuentwicklungen. Doch weshalb denn? Das ist die grosse Frage, auf die auch Gabriele Siegert, Professorin für Medienwirtschaft an der Uni Zürich, keine einfache Antwort kennt: «Ich zumindest würde als Medienunternehmen, wenn ich mich dazu entschliesse, da mitzumachen, sehr genau aufpassen, dass Google nicht einfach das Knowhow abgräbt, um es später besser oder anders zu machen.» An und für sich könnten jedoch auch die Medien von Googles technologischem Knowhow im Bereich algorithmischer Selektionen und Bewertungen profitieren.
Und Barnaby Skinner, der für die Sonntagszeitung über digitale Medien schreibt, meint: «Es ist eine Chance für die Verlage. Ich sehe keinen Grund, warum sie da nicht mitmachen sollten. Allerdings ist mir nicht ganz klar, wo Google selber davon provitieren wird. Da bin ich doch ein bisschen skeptisch.» Skeptisch ist auch Ringier, das bei der Google-Initiative nicht mitmacht, während viele andere Medienhäuser wie Tamedia und die NZZ dabei sind.