Wegen ihm ist dieses Thema hoch aktuell: Mario Draghi. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) bezeichnete die Massnahme des «Helikoptergeldes» vor zwei Wochen an einer Medienkonferenz als «interessant». Bisher habe man dieses Konzept aber noch nicht diskutiert.
Idee eines Nobelpreisträgers
Seit dieser Aussage wird die Bemerkung Draghis unter Ökonomen heiss diskutiert. Dies umso intensiver, als die bisherigen Massnahmen wie tiefe Leitzinsen oder gar Negativzinsen die Wirtschaft nicht in Schwung gebracht haben.
Die Idee des «Helikoptergelds» stammt freilich nicht aus Draghis Küche. Den Begriff prägte Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman. Im Wesentlichen steckt hinter ihm das Ansinnen, mit einer massiven Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbank eine Kreditklemme – also eine Deflation – zu verhindern.
Die Idee ist, dass der Bürger das an ihn verschenkte Geld ohne Gegenleistung oder Bedingungen sofort wieder auf den Putz haut und somit die lahmende Wirtschaft beflügelt. 1200 Franken für jeden Schweizer Bürger – das fordert ein Wirtschaftsverband. Nicht alle sind von der Tauglichkeit der Idee so angetan.
«Helikoptergeld» ist verboten
Mathias Binswanger glaubt nicht daran, dass solche Giesskannen-Massnahmen gross Früchte tragen. Im Interview mit der «Tagesschau» spricht der Professor für Volkswirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz von «kurzfristigen Effekten». Sobald man die Massnahme wiederhole, würden auch diese geringen Effekte noch verpuffen.
Auch für die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist dies kein gangbarer Weg. Sie betont, «Helikoptergeld» sei gesetzlich verboten.
Das «Helikoptergeld» gilt also bisher als Tabu. Aber auch Negativzinsen waren einst eine geldpolitisch-utopische Massnahme. Die Nationalbank könnte demnach trotzdem unter Druck geraten, sollte die EZB zur Lösung mit dem sogenannten «Helikoptergeld» greifen.