Hepatitis C ist eine heimtückische Krankheit. Schleichend und oft jahrelang unbemerkt vernarbt die Leber des Patienten. Die Folge ist eine Leberzirrhose und später Leberkrebs.
Hepatitis-C-Behandlungen waren noch bis vor wenigen Jahren schwierig. Die Therapie war langwierig, die Nebenwirkungen gewaltig, die Heilungsraten trotz Tortur bescheiden. Seit 2014 ist aber alles anders. «Aus medizinischer Sicht ist die Hepatitis-C-Behandlung eine Erfolgsgeschichte wie man sie in der Medizin nicht sehr häufig erlebt», sagt Beat Müllhaupt, Professor und Hepatologe vom Universitätsspital Zürich. Dass man eine Krankheit, die zu Krebs führt, mit einer Behandlung über zwölf Wochen heilen könne, sei sehr, sehr ungewöhnlich.
Möglich machen das neue Medikamente, etwa aus dem Labor von Gilead. «Gilead hat mit Sovaldi eigentlich den Durchbruch in der Hepatitis-C-Therapie eingeleitet und damit sicher eine Vorreiterrolle», sagt André Lüscher, der das Schweizer Geschäft des US-Biotech-Konzerns leitet, nicht ohne Stolz.
Gilead hat mit Harvoni bereits ein weiteres Hepatitis-C-Präparat auf dem Markt. Und der Konzern lässt sich diese Therapien fürstlich vergüten. Der Preis einer dreimonatigen Behandlung: Je nach Krankheitsbild und Medikament ursprünglich rund 60'000 Franken. Pro Patient. Für eine Hand voll Tabletten.
Kaum noch Nebenwirkungen
Das Bundesamt für Gesundheit BAG gab sich damit nicht zufrieden. Es folgten weitere zähe Preisverhandlungen mit Gilead, aber auch mit anderen Pharmakonzernen: Denn inzwischen hat beispielsweise auch die amerikanische AbbVie ein neuartiges Medikament gegen Hepatitis C auf dem Markt.
«Dass von 100 Patienten 97 erfolgreich behandelt werden können, das ist in der Medizin fast unglaublich», sagt Sandra Bloch, die medizinische Direktorin von Abbvie, mit Blick auf ihr Produkt Viikirax/Exviira. Auch die Nebenwirkungen seien gering. Das bestätigt auch der Zürcher Professor Beat Müllhaupt. Hätten die happigen Nebenwirkungen früher Patienten oft noch von einer Therapie abgehalten, seien sie heute kaum noch erwähnenswert.
Der Preiskampf spielt – für Ärzte und Patienten
Als Hepatologe hat Müllhaupt nun für einen grossen Teil der Hepatitis-C-Patienten gleich zwei Therapien zur Hand, die punkto Wirksamkeit und Sicherheit seines Erachtens ebenbürtig sind. Welche Therapie von den Ärzten verschrieben werde, hänge auch ein bisschen vom Preis ab, sagt der Hepatologe. Initial sei das Gilead-Produkt verschrieben worden. Als im August die Preise für die Abbvie-Mittel gesunken seien, habe man gewechselt. Im September ist aber auch Gilead nachgezogen und hat die eigenen Pillen-Preise gesenkt – wohl auch auf Druck des BAG.
Der Wettbewerb unter den Pharmakonzernen, die im Hepatitis-C-Markt mitmischen, scheint in vollem Gang zu sein. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich aber, dass Gilead in der Schweiz noch immer das Hepatitis-C-Geschäft regelrecht dominiert, das zeigen Zahlen des Krankenkassenverbandes Santésuisse.
Alle wollen ein Stück vom Geschäft
Demnach mussten die Kassen in diesem Jahr in den ersten sieben Monaten Gilead-Produkte im Gesamtwert von rund 130 Millionen Franken vergüten. Das neuere Konkurrenzprodukt von Abbvie schlug mit knapp 8,5 Millionen Franken zu Buche. Weitere Konkurrenten wie Bristol-Myers Squibb oder Janssen liegen im Schweizer Wettbewerb momentan noch weiter zurück.
Alle wollen ein möglichst grosses Stück dieses Geschäfts – und die Zeit drängt: Denn wenn die Schweiz die Hepatitis C tatsächlich bis 2030 ausrotten will, wie sich das führende Virus-Experten zum Ziel gesetzt haben, muss der Kampf um die Patienten jetzt geführt werden.