Ob in Europa oder in den USA: Die Banken kämpfen derzeit mit einem schwierigen Geschäftsumfeld. Turbulenzen an den Börsen, die europäische Tiefzinspolitik, der tiefe Erdölpreis: All dies bereitet den Vermögensverwaltern Kopfschmerzen.
Da verwundert es nicht, dass die Banken nun vermehrt alternative Märkte ins Auge fassen. Im Fokus steht Asien – und insbesondere China. In keinem andern Land sind die Menschen in den letzten Jahrzehnten so reich geworden. Und hinter den USA gibt es nirgends auf der Welt so viele Milliardäre, wie in der Volksrepublik. Das macht China auch für die Banken-Nation Schweiz zu einem Eldorado.
Nummer 1 unter den ausländischen Vermögensverwaltern
«In China steigt jede Woche jemand zum Milliardär auf, die Wachstumszahlen liegen bei 6,5 bis 7 Prozent. Ein solcher Ort ist für uns sehr attraktiv», schwärmt Jürg Zeltner, Mitglied der UBS-Konzernleitung. In der Wirtschaftsmetropole Shanghai hat die Grossbank nach Peking soeben eine zweite Filiale eröffnet.
Tatsächlich hat die UBS in den letzten drei Jahren ihr Vermögensverwaltungs-Geschäft in Asien stark ausgebaut – die dort verwalteten Vermögen wuchsen um rund vierzig Prozent. In der Schweiz und in Nordamerika, dem grössten Markt, waren es lediglich je rund zwanzig Prozent. Das Geschäft in Europa hat sogar stagniert.
Bereits heute ist die UBS die Nummer eins unter den ausländischen Vermögensverwaltern in China. Auch die Schweizer Konkurrentin Credit Suisse mischt im Geschäft mit. Sie betreibt eine Filiale in Shanghai.
Die beiden Schweizer Grossbanken profitieren davon, dass die Vermögensverwaltung nicht zum Kerngeschäft der staatlichen chinesischen Banken zählt – mangels Know-how, wie Kurt Haerri, Präsident der Handelskammer Schweiz – China erklärt. «Die Chinesen erhoffen sich, dass die Präsenz ausländischer Bankinstitute zu einer Professionalisierung bei den einheimischen Banken führt», so Haerri.
«Bei Verfehlungen sind die Chinesen sehr konsequent»
Bei allem Optimismus: Der chinesische Markt birgt für ausländische Banken auch Risiken. Denn die meisten grossen chinesischen Bankinstitute sind in staatlicher Hand. «Derjenige, der die Regeln aufstellt, ist also zugleich der grösste Hauptkonkurrent der ausländischen Banken», gibt Kurt Haerri zu bedenken.
Zudem lastet auf den Banken ein enormer Druck. Hauptschwierigkeit ist, die rasant wachsenden chinesischen Vermögen gewinnbringend anzulegen. Denn Chinesen dürfen pro Jahr nur maximal 50'000 Dollar im Ausland investieren. Das Geld muss also grösstenteils in China angelegt werden. Bei den derzeit stark schwankenden chinesischen Aktien- und Immobilienmärkten gestaltet sich dies als schwierig.
Den auländischen Banken ist aber geraten, sich an die strengen chinesischen Richtlinien zu halten, denn bei Verstössen kennt der Staat kein Pardon. Gerade die UBS bekundete in der jüngeren Vergangenheit aber immer wieder Probleme, Compliance-Regeln bei den eigenen Mitarbeitern durchzusetzen. «Das ist ein grosses Risiko, denn bei Verfehlungen sind die Chinesen sehr konsequent», warnt Haerri.