Die Erkenntnisse der französischen Wettbewerbsbehörde könnten aus einem Kriminalroman stammen: Geheime Treffen in Hotels oder Privatwohnungen und Preisabsprachen per Telefon – feinsäuberlich in einem Notizbuch festgehalten. Dabei ging es um Marktaufteilung, Preise und Erhöhungen bis hin zu einzelnen Produktgruppen wie Dessert, Joghurt oder Frischkäse.
Verwickelt in den Deal waren insgesamt elf Lebensmittelfirmen, wie die französische Wettbewerbsbehörde mitteilte. Dem sogenannten Joghurt-Kartell gehört auch die Nestlé Lactalis an.
Die geheimen Absprachen kommen die Milchverarbeiter teuer zu stehen. Die Busse beträgt 192,7 Millionen Euro, alleine auf Lactalis entfallen 56,1 Millionen.
Einspruch angekündigt
Lactalis Nestlé kündigte umgehend Widerspruch gegen die «extrem harte» Entscheidung an. Die Wettbewerbsbehörde habe die Schwere der Absprachen und ihren Einfluss auf die Wirtschaft massiv überschätzt, teilte das Unternehmen mit.
Lactalis Nestlé Produits Frais ist ein 2006 gegründetes Gemeinschaftsunternehmen des französischen Molkereikonzerns Lactalis mit dem Schweizer Nahrungsmittelmulti, der daran 40 Prozent hält.
Der Vizepräsident der französischen Wettbewerbsbehörde, Thierry Dahan, sprach hingegen vor den Medien von einem hochorganisierten Kartell. Dessen Praktiken hätten das Funktionieren des Marktes während mehrerer Jahre gestört.
Vom Kartell seien sämtliche französischen Grossverteiler betroffen gewesen. Die Preise für die Verteiler seien schätzungsweise zwischen 2 und 7 Prozent gestiegen. Die Folgen für die Konsumenten seien schwieriger abzuschätzen, weil die Grossverteiler ihre Preise selbst festlegten. So könnten sie ihre Marge senken, um höhere Preise der Lieferanten auszugleichen, erklärte die Wettbewerbsbehörde.
Yoplait zeigte Kartell an
Yoplait, eines der beteiligten Unternehmen, verriet das Kartell der Wettbewerbsbehörde und übergab das geheime Notizbuch, in welchem die Absprachen notiert worden waren. Mit diesem Notizbuch und Telefongesprächen sowie SMS der Beteiligten bewies die Wettbewerbsbehörde nach eigenen Angaben die Absprachen in einer drei Jahre dauernden Untersuchung.
Die Behörde konnte auch ermitteln, wie sehr die einzelnen Unternehmen involviert gewesen waren. Sie sprach demnach unterschiedliche Strafen aus. Yoplait wird wegen der Selbstanzeige von einer Busse befreit. Senagral muss 46 Millionen Euro zahlen und Novandie 38,3 Millionen Euro.