In der Sägerei von Jean-François Rime in Bulle dauert es nur Sekunden und ein Baumstamm zerfällt in Stücke. Einen ganzen Wald von 30 bis 40 Hektaren zersägt der Betrieb von Rime monatlich. «Wir verarbeiten exklusiv Schweizer Holz. Es gibt kein Stück Importholz hier», sagt der Patron stolz. Er ist knapp 65-jährig, grauhaarig, gedrungen.
Neben der Sägerei besitzt Rime auch eine Strassenbaufirma mit rund 100 Mitarbeitern. Er ist ein jovialer Patron. «Wir beschäftigen 40 Prozent Ausländer, hauptsächlich aus Portugal und Ex-Jugoslawien, wie alle Firmen, die auf Baustellen arbeiten.» Von der Masseneinwanderungsinitiative sei sein Betrieb nicht betroffen. «Wir finden immer noch genug Leute. Die Zahlen werden den Bedürfnissen der Wirtschaft angepasst», sagt er zuversichtlich. Der Bundesrat werde schon einen Weg finden, die SVP-Initiative so umzusetzen, dass die Wirtschaft nicht darunter leide.
Andere nehmen es nicht so locker
Doch: Alle Patrons hätten Personalsorgen, klagt FDP-Nationalrat Fathi Derder. Aber der Präsident des Gewerbeverbandes lege die Hände in den Schoss. Derder wirft Rime vor, er habe den Gewerbeverband zu einem Marketingverband für SVP-Politik gemacht. Rime lege sich nur für seine eigenen politischen Interessen ins Zeug. Statt sich für die Unternehmen zu engagieren, bekämpfe er die anderen Wirtschaftsverbände.
Als Beispiel führt er einen Vorfall von Anfang Jahr an, als die Economiesuisse, Arbeitgeberverband und Swissmem für eine flexible Umsetzung der Masseneineinwanderunginitiative plädierten. Der Gewerbeverband reagierte umgehend. Er erklärte, wenn Economiesuisse behaupte, für die Wirtschaft zu sprechen, dann sei das eine Anmassung. Denn der Gewerbeverband sei die Nummer eins der Schweizer Wirtschaft.
Wir sind die Besten, die Schönsten, die Grössten, das sei die Denkweise von Rime. Aber kein einziges Unternehmen sei an einem Grabenkampf der Wirtschaftsbände interessiert, schimpft Derder.
«Gute Beziehungen»
Auf die Frage, wieso der Gewerbeverband den anderen Verbänden so kräftig an den Karren fährt, sagt Rime: «Die Beziehungen mit Economiesuisse sind sehr gut.» Manchmal gebe es Unstimmigkeiten. Das sei normal, denn: «Man muss den Unterschied klar sehen. Unsere Mitglieder arbeiten hauptsächlich in der Schweiz. Die Mitglieder der Economiesuisse sind eher international tätig. Da gibt es verschiedene Interessen.»
Doris Fiala, Nationalrätin und Mitglied der Gewerbeverbandes kann der Unterscheidung zwischen echten Schweizern und Internationalisten wenig abgewinnen. «Wir brauchen alle Arbeitsplätze. Wir müssen für den gesamten Wirtschaftsstandort Schweiz kämpfen.»
Nächste Unstimmigkeit zeichnet sich bereits ab
Es geht um die neuste SVP-Initiative, die Landesrecht über internationale Verpflichtungen stellen will und also auch internationale Handelsabkommen bedroht. Als Präsidentin des Branchenverbandes Swiss Plastics ist Doris Fiala eine gewichtige Akteurin im Gewerbeverband. Sie sagt: «Das finde ich sehr heikel, und ich würde mir wünschen, dass unser Verbandspräsident sich eindeutig zurückhaltend verhält.» Doch von Zurückhaltung ist bei Rime nichts zu spüren. Er ist dem Initiativkomitee beigetreten.
Diese Woche bereist Rime mit seinem Verband China. Dabei könnte das Freihandelsabkommen mit China von der SVP-Initiative auch betroffen sein. Warum engagiert er sich als Verbandspräsident im SVP-Initiativkomitee? «Ich bin in erster Linie Nationalrat. Da bin ich vom Volk gewählt. Wenn der Gewerbeverband mit meiner Position nicht zufrieden ist, können sie mich abwählen», sagt er.
Im Mai läuft Rimes Mandat aus und für ihn steht fest, dass er erneut kandidiert. Er, der SVP-Nationalrat, will Präsident des Gewerbewerbeverbandes bleiben.