Der iranische Tourismus-Minister Masoud Soltanifar setzt auf den Tourismus, um die Wirtschaftskrise des Irans zu lindern: «Wir haben gerechnet, dass wir nach WTO-Norm 1700 US-Dollar pro Tourist verdienen können», sagt er im Interview mit «ECO». «Doch wir machen eine tiefere Schätzung, zwischen 1300 und 1400 US-Dollar. Dabei haben wir zwei Ziele: Wir wollen zum einen, dass Ausländer unsere wunderbare Kultur kennenlernen. Zum anderen brauchen wir Arbeitsplätze und Devisen.»
Denn der Iran leidet unter den Sanktionen, die dem Land auferlegt wurden, um es an der Anreicherung von Uran und damit der möglichen Entwicklung einer Atombombe zu hindern. Sie treffen besonders die Öl-Industrie des Landes, die wichtigste Einnahmequelle des «Gottesstaates». Masoud Soltanifar will diese Einbrüche mit dem Tourismus kompensieren.
Iran ist vom internationalen Geldmarkt abgeschnitten. Keine Bank darf Geld in den Iran überweisen, Touristen können weder Bargeld beziehen noch Kreditkarten benutzen. Sie müssen alles Geld für die Reise in bar mitnehmen. Will Iran 20 Millionen Touristen jährlich anziehen, so ist die Aufhebung der Sanktionen unabdingbar.
Iran-Reisen auch bei Schweizern zunehmend beliebt
Iran Riahi, die zusammen mit ihrem Mann Sadegh seit 21 Jahren ein Reisebüro in Zürich führt, ist Spezialistin für Iran-Reisen. Die Riahis, ursprünglich aus demIran, leben seit 33 Jahren in der Schweiz. Iran Riahi: «Mit dem neuen Präsidenten Rouhani hat der Iran ein freundlicheres Gesicht bekommen. Die Leute haben nicht mehr so viel Angst wie früher, in den Iran zu reisen.»
5159 Schweizer beantragten letztes Jahr ein Reisevisum bei der iranischen Botschaft in Bern. Das Kopftuch ist auch für Touristinnen obligatorisch. Alkohol ist verboten. Ansonsten spüren Touristen wenig von der Diktatur der religiösen Machthaber.
Investitions-Chancen im Tourismus
Tourismus-Chef Masoud Soltanifar will für den Ausbau der Infrastruktur ausländische Investoren anziehen. Priorität haben vier- und fünf-Sterne-Hotels nach westlichem Standard.
Aber auch private iranische Investoren mischen mit: In den Touristenstädten kaufen Privatleute historische Herrenhäuser, renovieren sie und machen Hotels daraus. Die Traditionshäuser treffen den Geschmack westlicher Kulturtouristen.
Morteza Bekhradi aus Isfahan spürte früher als andere, dass die Ruinen sich als Goldgrube erweisen könnten. Heute muss Monate im Voraus reservieren, wer im Bekhradi-House übernachten will. «Die aktuelle Entwicklung gibt uns sehr viel Hoffnung für die Zukunft. Deshalb mache ich weiter und investiere noch mehr Geld in diese alten Häuser.»
Ob der Tourismus tatsächlich weiter wächst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ob die religiöse Führung, die wahren Machthaber im Iran, die Politik von Präsident Rohani längerfristig stützt, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung auf eine Veränderung ist greifbar im Land. Doch viele Iraner zweifeln daran, ob der Brückenschlag hält zwischen dem Iran und der westlichen Welt.