Am 8. April wäre Masaaki Shirakawa sowieso gegangen. Jetzt zieht der Chef der Bank of Japan seinen Abgang vor. Er werde bereits am 19. März abtreten, zusammen mit seinen Stellvertretern. Die offizielle Begründung: So könne die Regierung alle Spitzenposten bei der Notenbank auf einmal besetzen.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Japan kämpft seit zwei Jahrzehnten mit grossen wirtschaftlichen Problemen. Die Finanzkrise hat das Ganze noch schlimmer gemacht. «Die Leute sind müde», sagt SRF-Korrespondent Martin Fritz in Tokio.
Abes Versprechen: Aufschwung zum Nulltarif
Da kommen die Pläne des nationalkonservativen Premierministers Shinzo Abe gerade recht. Der Premier, seit Ende Dezember zum zweiten Mal an der Macht, verspricht den Aufschwung zum Nulltarif. Er will die Staatsausgaben massiv nach oben schrauben. Das Geld soll ihm die Notenbank liefern.
Nur die Geldpresse anwerfen, das reichte Notenbankchef Shirakawa nicht. «Shirakawa verlangte Reformen und wollte mehr Wettbewerb», sagt Fritz. «Zum Beispiel im Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft, aber auch im Energiesektor.» Dem Drängen Abes gab Shirakawa nur zögerlich nach.
Euphorie an der Börse
Das dürfte sich jetzt ändern. Allgemein wird erwartet, dass der Nachfolger Shirakawas den Geldhahn schon ab April öffnen wird.
Die Börse in Tokio reagierte prompt. Die Ankündigung von Shirakawas Abgang löste einen wahren Kaufrausch aus. Der Nikkei-Index sprang auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren.
Verliert die Notenbank nicht ihre Unabhängigkeit? Fritz: «Auf dem Papier nicht. In der Sache aber schon. Die Bank of Japan wird zum Erfüllungsgehilfen der Regierung.»
Die Pläne Abes bergen Risiken. «Mit dieser Politik wächst der Schuldenberg ja trotzdem weiter. Irgendwann bekommen es die Anleger mit der Angst zu tun – und verlangen höhere Zinsen. Dann bricht das System zusammen», warnt Korrespondent Martin Fritz. «Oder es gibt eine Hyperinflation. Japan wäre seine Schulden los. Aber die vielen Rentner auch ihre Ersparnisse.»