SRF: Sind Sie der Richtige für diesen Job?
Jean-Marc Hensch: Das müssen sie den Vorstand fragen, der mich gewählt hat. Es war ein Auswahlverfahren, das sich über längere Zeit hingezogen hat, wie es sich für eine wichtige Stelle empfiehlt. Ich glaube es vielleicht nicht, aber ich hoffe es, dass ich der Richtige bin.
Warum sind Sie der Richtige?
Ich erfülle das Profil. Man muss die Verbands- und Politikwelt etwas kennen und Kommunikationserfahrung haben. Und ich war auch schon verschiedenen Leuten in den Gremien bekannt.
Mit Ihnen hat der Verband einen gewievten PR-Profi gewählt. Sie waren jahrelang in der Kommunikation tätig. Da könnte der Verdacht aufkommen, Economiesuisse habe ein Kommunikationsproblem.
Jeder Verband ist eigentlich eine Kommunikationsagentur. Letztlich muss er Interessen vertreten, das heisst kommunizieren. Insofern sind die Branchen Verbandsmanagement und PR sehr verwandt und deshalb ist das überhaupt kein Zufall.
Der neue Präsident ist Heinz Karrer. Wie stellen Sie sich die Jobverteilung mit ihm vor?
Es ist eher umgekehrt: Wie er sich die Jobverteilung mit mir vorstellt. Wir haben das noch nicht im Detail ausdiskutiert, aber vom Prinzip her angeschaut. Wichtig war ja vor allem: Stimmt die Chemie, kann man miteinander auskommen, hat man die gleiche Art zu führen, zu denken? Das ist aus meiner Sicht gegeben. Alles andere wird sich finden.
Wenn ich das plakativ zusammenfasse: Kann man davon ausgehen, dass Herr Karrer vor allem der Aussenminister von Economisuisse sein wird, und Sie vor allem der Innenminister?
Ich werde sicher der sein, der schaut, dass der Karren läuft, das Operative tadellos und reibungslos funktioniert. Das Stakeholder-Management wird das Präsidium wie auch die Geschäftsleitung betreffen.
Economiesuisse ist ein Verband der enorm heterogen ist. Es sind KMU dabei und die grossen internationalen Multis. Zwischen Werkplatz und Bankenplatz ist auch eine Kluft. Ist es nicht eine «Mission Impossible» alles unter einen Hut zu bringen?
Es ist eine Mission, die man nur erfüllen kann, wenn man sehr viel in die innere Kohäsion investiert. Eine meiner wichtigsten Aufgaben wird sein, mit den Verbänden, Handelskammern, mit den grösseren und kleineren Mitglied-Unternehmen zu sprechen, um genau zu schauen, was ihre Interessen und Bedürfnisse sind. Dann muss ich versuchen, das unter einen Hut zu bringen. Dass das anspruchsvoll ist, gebe ich gerne zu.
Sie sagen eine «Mission Possible»?
Absolut.
Obwohl sich der Uhrenverband gerade überlegt auszutreten? Da sind die Zerreissproben schon vorprogrammiert.
Über die Verhandlung mit dem Uhrenverband bin ich nicht im Detail informiert. Meines Wissens überlegt er momentan eher, ob er sich wieder annähern möchte, was ich natürlich extrem begrüssen würde.
Etwas, das man aus der Industrie immer wieder hört ist diese Kritik: Die Funktionäre verstünden so gar nichts vom effektiven Geschäft auf dem Werkplatz. Sie waren die letzten zehn Jahre ebenfalls Verbandsfunktionär. Übernehmen Sie mit einem grossen Manko dieses Amt?
Verbandsmässig ist das ein Job, wie ein anderer. Ich glaube nicht, dass eine industrielle Tätigkeit an der Werkbank mich jetzt speziell dafür qualifiziert hätte. Man muss Bodenhaftung haben. Ich habe verschiedene Engagements neben der Arbeit und die sorgen für eine gute Erdung.
Das Gespräch führte Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler.