«Ja, es gibt mehr Kleinanleger, die selber an der Börse handeln», sagt Marc Bürki, Chef von Swissquote, der Onlinehandelsplattform für private Anleger. Mehrere Tausend neue Kunden seien allein im letzten halben Jahr dazu gekommen. «Es gibt kaum eine Bank, die noch irgendeinen Zins zahlt», so Bürki. «Darum gibt es immer mehr Kunden, die sich sagen, okay, ich probiere es mit Wertschriftenanlagen.»
Es sei eine herausfordernde Zeit – auch für die 300'000 Kleinanleger auf Swissquote, weiss Bürki. Es gebe nicht mehr klare Trends, sondern kleinere Börsencrashs, den Brexit oder Entscheide der Zentralbanken. «Es gibt sehr viele kleine Mikroevents, es wird kompliziert, man muss sich wirklich informieren.»
Professionalisierung bei den Kleinanlegern
Die heutigen Kleinanleger seien viel besser informiert und auch interessierter als früher. Laut Bürki hat eine enorme Professionalisierung stattgefunden: «Man überlegt sich, was passieren kann, man schaut sich die Positionen an, man diskutiert mit den Kunden. Man hat eine Strategie, und das ist neu.»
Man kaufe nicht mehr vier oder fünf Lieblings- oder traditionelle Schweizer Aktien und halte diese drei Jahre lang, sondern «man schaut jetzt über die Landesgrenze», sagt der Swissquote-CEO. «Diese Internationalisierung ist für mich neu.»
Negative Erfahrungen in der Vergangenheit
Ausserdem gebe es eine Verschiebung von Aktien zu Devisen und anderen neuen Anlageinstrumenten. Dass die Kleinanleger deswegen riskanter investierten, verneint Bürki: «Ich würde nicht sagen, dass sie mehr Risiko eingehen, aber sie sind bestimmt versatiler.» Das heisst beweglicher, vielseitiger und ruheloser.
Nicht risikoreicher – das dürfte unter anderem mit negativen Erfahrungen zu tun haben, wie zum Beispiel mit dem starken Franken. Bei der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015 erlitten Swissquote-Kunden grosse Verluste.