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Made in Switzerland
Legende: Herausforderung nach Brexit: Schweizer Firmen müssen Beziehungen zu Grossbritannien und EU neu analysieren. Keystone/Archiv

Wirtschaft Jetzt wird guter Rat teurer

Der überraschende Austritt der Briten aus der EU lässt viele Schweizer Unternehmen mit Fragen zurück. Was passiert mit Arbeits- und Lieferverträgen? Was geschieht mit dem Finanzplatz London und in der Rest-EU überhaupt? Die Beratungsfirmen sind in den Startlöchern und rüsten sich für den Ansturm.

Das Beratungsunternehmen KPMG hat bereits eine kleine Broschüre mit empfohlenen Sofortmassnahmen nach dem Brexit auf die Website gestellt. In erster Linie müssten sich die Schweizer Unternehmen bewusst werden, wie ihre Beziehungen zu Grossbritannien genau aussehen, erklärt der Chef von KPMG Schweiz, Stefan Pfister. Das betreffe die Bereiche Personal- und Steuerfragen, aber auch die währungsmässige Abhängigkeit insbesondere in Franken und Pfund.

Nur so könnten die Risiken erkannt werden, wenn sich der Status von Grossbritannien verändere. Das grösste Risiko bei solchen Vorfällen ist laut Pfister immer eine mögliche Rechtsunsicherheit.Diese gelte es zu vermeiden: Wo die Beziehungen der Schweiz zu Grossbritannien über die Bilateralen mit der EU geregelt waren, müssen künftig neue Regelungen gefunden beziehungsweise neue Verträge ausgehandelt werden.

Liefer- und Arbeitsverträge unter der Lupe

So müssen sich die Unternehmen unter anderem überlegen, wie sie Liefer- oder Arbeitsverträge so verändern, dass sie auch in einem Nicht-EU-Grossbritannien noch wasserfest sind.

Klaus Ammann

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Klaus Ammann

Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Auch McKinsey-Berater sprächen in diesen Tagen mit ihren Kunden oft über den Brexit, bestätigt Felix Wenger, Bankenspezialist und Partner von McKinsey Schweiz: «Es gibt eine Reihe von Fragen bezüglich der langfristigen Standortattraktivität von England, aber auch von Europa. Es gibt eine Reihe von Szenarien, wie die weitere Entwicklung verlaufen könnte. Je nach dem gibt es mehr oder weniger Risiken für einzelne Wirtschaftssektoren. Schliesslich gibt es eine grosse Frage zum künftigen Finanzplatz London.»

Wie verhalten in der «neuen» EU

Bei beiden befragten Beratungsunternehmen dominieren Finanzthemen. Beide betonen, dass es heute nicht nur um Grossbritannien gehe, sondern auch darum, wie sich Schweizer Unternehmen künftig in der restlichen EU ausrichten.

Grundsätzlich stehe der Beratungsprozess aber erst am Anfang sagt KPMG-Experte Pfister. Denn die meisten hätten ja eigentlich nicht mit einem Brexit gerechnet und müssten sich jetzt zuerst «sortieren». Auch Kollege Wenger von McKinsey rechnet mit einer Zunahme der Fragen zum Brexit in den kommenden Tagen und Wochen.

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