Zum Inhalt springen
Antike Goldmünzen im Sand
Legende: Der Goldpreis befindet sich auf einem Vier-Jahrestief. Im Bild: antike Goldmünzen aus Israel. Reuters

Wirtschaft Keine goldigen Zeiten für Gold

Der Goldpreis befindet sich auf einem Vierjahrestief. Öl, Eisenerz und weitere Rohstoffe sind so günstig zu haben wie seit Langem nicht mehr. Schuld ist vor allem der starke Dollar. Davon können nicht nur Konsumenten profitieren, sondern auch Länder, die Rohstoffe produzieren.

Wer in dieser Hitze statt in Schweizer Seen lieber wie Dagobert Duck in Goldmünzen schwimmen würde, könnte sich dies einfacher leisten als auch schon. Eine Unze Gold kostet momentan gut 1000 Dollar. Das sind 40 Prozent weniger als 2011, als Gold im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise einen Höhenflug erlebte.

Ein Barrel Rohöl kostet wieder weniger als 50 Dollar. Im Juni sanken auch die Preise von Silber, Eisenerz, Platin und Palladium. Dies sei bemerkenswert, sagt Norbert Rücker, Rohstoff-Analyst bei Julius Bär.

Starker Dollar, Sorgen um China, pessimistische Anleger

Mindestens drei Gründe seien für den Preiszerfall von Gold und weiteren Rohstoffen verantwortlich, so Rücker.

  1. Der erste Faktor betrifft den erstarkten Dollar. Warum dieser zu tieferen Goldpreisen geführt haben soll – darüber sind sich Analysten uneins. Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, interpretiert den Zusammenhang so: Da Gold in Dollar gehandelt wird, steigt bei einem höheren Dollarpreis der Goldpreis für Anleger ausserhalb des Dollar-Raums. Diese fragen weniger Gold nach, der Preis sinkt. Norbert Rücker glaubt hingegen, dass der Effekt der Produktionskosten dominanter ist als jener, der sich aus der Nachfrage ergibt: Gold, sowie die meisten anderen teuren Rohstoffe, werden in US-Dollar gehandelt. Produziert werden sie aber meistens ausserhalb den USA. Steigt der Dollar, verlieren andere Währungen an Wert. Die Minen können also vergleichsweise billiger produzieren, der Preis sinkt.
  2. Die Sorge um China ist gemäss Rücker ein weiterer Grund, warum die Rohstoffpreise so tief sind. Die chinesische Wirtschaft wachse langsamer als erwartet. Weniger Konsum bedeute, dass weniger Rohstoffe nachgefragt würden – zum Beispiel durch die Baubranche.
  3. Die Stimmung an den Rohstoffmärkten sei gedrückt, so Rücker. Marktteilnehmer erwarteten, dass die Preise weiter fallen und hielten sich deshalb zurück.

Freud für Konsumenten, Leid für Produzenten?

Norbert Rücker ist überzeugt, dass mehr Leute von den tiefen Rohwaren-Preisen profitieren als verlieren. Dafür sei vor allem der Ölpreis verantwortlich, denn dieser habe den grössten Einfluss auf die Weltwirtschaft. Ein tiefer Ölpreis stütze weltweit den Konsum.

Länder, die stark von der Rohstoffproduktion abhängen, würden natürlich eher leiden, so Rücker. Allerdings lasse sich das nicht pauschalisieren. Der erstarkte Dollar sei zwar für den Fall der Rohstoffpreise mitverantwortlich. «Rohstoffproduzenten können vom starken Dollar aber auch profitieren», sagt Rücker. Eine im Vergleich zum Dollar schwächere Lokalwährung bedeute auch hier, dass im Inland anfallende Produktionskosten gespart werden könnten.

Meistgelesene Artikel