Eine Jury im US-Bundesstaat Georgia hat den Autohersteller Chrysler mit einer hohen Strafe für den Unfalltod eines vierjährigen Kindes zur Rechenschaft gezogen. Das Unternehmen muss der Familie des Jungen nach dem Urteil 150 Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Die Geschworenen warfen Chrysler Rücksichtslosigkeit und Missachtung von Menschenleben vor.
Der Junge war 2012 bei einem Auffahrunfall ums Leben gekommen, nachdem der Benzintank im hinteren Teil des Wagens in Flammen aufgegangen war. Chrysler, mittlerweile mit Fiat zum internationalen Branchenriesen FCA fusioniert, habe Kunden nicht ausreichend vor den Gefahren dieser Konstruktion gewarnt, hiess es.
Chrysler erwägt Anfechtung
Weil der hinter der Hinterachse verbaute Tank nach Einschätzung der Verkehrsaufsicht NHTSA ein Risiko sein kann, rief Chrysler bereits 1,56 Millionen Wagen zurück. Das Unternehmen weist die Vorwürfe aber zurück und erwägt, das Urteil anzufechten.
Der Unfallwagen, ein Jeep Grand Cherokee Baujahr 1999, habe kein «unzumutbares Risiko» für die Fahrzeugsicherheit dargestellt, heisst es in einer Mitteilung. Laut Fiat Chrysler FCA konnte die Jury umfassende Daten aus einer dreijährigen Untersuchung aufgrund der speziellen Rechtslage in Georgia nicht berücksichtigen.
GM räumt 77 Todesfälle ein
Zuvor hatte der US-Autohersteller General Motors bereits eigene Fehler eingeräumt. Im Skandal um den verspäteten Rückruf von Fahrzeugen mit defekten Zündschlössern hat das Unternehmen mittlerweile 77 Todesfälle zugegeben. Das teilte der Anwalt Kenneth Feinberg mit, der einen GM-Entschädigungsfonds verwaltet. Derzeit würden noch 89 Schadenersatzforderungen wegen Todesfällen geprüft. Ursprünglich hatte der Konzern von lediglich 13 Todesfällen gesprochen.
GM zahlt für jedes Todesopfer mindestens eine Million Dollar, für hinterbliebene Ehepartner und Unterhaltsberechtigte sollen je 300'000 Dollar fliessen. Dazu kommen weitere Entschädigungszahlungen für Verletzungen. Nach Ablauf der Antragsfrist am 31. Januar hatte Feinberg erklärte, dass seit August mehr als 4000 Forderungen nach Schadenersatz bei dem Fonds eingegangen seien. Mehr als 1200 Anträge werden den aktuellen Angaben zufolge noch geprüft.
Millionen Autos zurückgerufen
General Motors hatte vor rund einem Jahr 2,6 Millionen Autos zurückrufen müssen, weil die Zündschlösser während der Fahrt in die Aus-Position springen und so neben dem Motor auch die Elektronik ausschalten können. Dies kann dazu führen, dass Airbags, Servolenkung und Bremskraftverstärker ausfallen. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, die Lösung des Problems verschleppt zu haben.
Im Mai 2014 akzeptierte GM wegen der verspäteten Rückrufe die Zahlung einer Geldbusse von 35 Millionen Dollar an die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA.
Qualitätsüberprüfung eingeleitet
Landesweit reichten Anwälte Sammelklagen gegen General Motors ein. Während das Unternehmen Unfallopfer und ihre Familien entschädigen will, wehrt es sich gegen die Forderungen eines Grossteils der Autobesitzer, die Reparaturkosten oder einen Wertverlust geltend machen wollen.
Als Reaktion auf die Zündschlossaffäre hatte Konzernchefin Mary Barra eine Qualitätsüberprüfung bei GM-Modellen eingeleitet, die weitere Rückrufe zur Folge hatte. Der Konzern holte seit Jahresbeginn 2014 weltweit mehr als 30 Millionen Autos wegen verschiedener Mängel in die Werkstätten. Besonders betroffen ist der nordamerikanische Markt.