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Wirtschaft Konzernchefs verdienen weniger – Verwaltungsräte mehr

Eine Studie eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens hat ergeben, dass die Vergütungen von Schweizer Konzernchefs tendenziell zurückgegangen sind. Ob und wie sich die Minder-Initiative auf die Saläre auswirken wird, ist allerdings noch offen.

Die Löhne und Boni für Manager der 20 grössten Schweizer Unternehmen sinken gemäss einer PWC-Erhebung tendenziell. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma führt dies auf die höhere Transparenz und den gestiegenen Druck der Öffentlichkeit zurück.

Verwaltungsräte verdienen mehr

Die Vergütungen an die Verwaltungsratspräsidenten hingegen haben in den vergangenen sechs Jahren um über 50 Prozent zugenommen. Dies liege daran, dass deren Aufgaben in letzter Zeit komplexer und die Aufsicht schwieriger geworden sei, hiess es bei der Firma PWC.

Der Swiss Market Index

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Der Swiss Market Index (SMI) bildet den Verlauf der Aktien der zwanzig grössten Schweizer Unternehmen ab. Dazu gehören Nestlé, Transocean, Novartis, Geberit und andere.

Der Mittelwert (Median) der Vergütungen von Konzernchefs der 20 Unternehmen des Schweizer Börsenindexes SMI ist innerhalb von fünf Jahren von 8,1 Millionen Franken auf 6,7 Millionen Franken gesunken. Neben einem sinkenden Mittelwert beobachteten die PWC-Analysten auch einen Rückgang von «Ausreissern» in Form sehr hoher Lohnzuteilungen.

Im Einzelfall lagen die SMI-Chefsaläre 2007 zwischen knapp 2 Millionen und mehr als 22 Millionen Franken. 2012 bewegte sich der Wert zwischen knapp 2 Millionen und gut 13 Millionen Franken.

Öffentlicher Druck hat gewirkt

Durch die über die Jahre detaillierter gewordene Veröffentlichung von Managerlöhnen sei die Vergleichbarkeit gestiegen. Dies habe den Druck innerhalb von Konzernen auf höhere Löhne erhöht.

Aber auch die Wirtschaftskrise, der Druck der Öffentlichkeit und Negativ-Schlagzeilen wegen hoher Salärzuteilungen habe einen mässigenden Effekt auf die Löhne gehabt, sagt Robert Kuipers, Partner bei PWC. Dabei sei vor allem die variable Vergütung – also Boni und Aktienbeteiligungen – zurückgegangen. Dies sei zwischen 2007 und 2009 sichtbar. Seither seien die Cheflöhne stabil geblieben.

Auswirkungen der Abzocker-Initiative

Kuipers sieht auch Auswirkungen der Abzocker-Initiative auf die Chef-Saläre: Die Diskussion rund um mehr Transparenz und die Höhe der Vergütungen habe «einen grundsätzlich mässigenden Effekt gehabt».

Mann vor Tafel mit Börsenkursen, fotografiert von hinten.
Legende: Bei den SMI-kotierten Untenehmen verdienten die Chefs weniger als vor sechs Jahren. Keystone

Das sieht auch Alexander Wagner so. Er ist Finanzprofessor an der Universität Zürich. Die Unternehmen realisierten, dass mit einer Corporate Governance langfristig bessere Ergebnisse erzielt werden könnten – und das Image einer Firma verbessere.

Offene Fragen bei der Umsetzung

Eine Schwierigkeit sehen PWC und Professor Wagner in der variablen Vergütung, die bei vielen Firmen teilweise aus Aktienpaketen bestehen, auf die Manager erst nach einer gewissen Zeit Zugriff haben. Weil sich der Wert dieser Aktien im Lauf der Zeit ändert, können die Aktionäre bei der Zuteilung nicht über einen Betrag abstimmen, wie es die Abzocker-Initiative vorsieht.

Dies mache die Umsetzung des Verfassungsartikels sehr kompliziert. Eine definitive Verordnung durch das Parlament sollte bis spätestens Ende Jahr vorliegen. Deshalb sei zurzeit noch unklar, ob durch die künftige Anwendung der Bestimmungen aus der Abzocker-Initiative die Löhne tatsächlich sinken werden, schreibt PWC weiter.

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