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Künzli-Swiss-Chefin Barbara Artmann in ihrer Fabrik.
Legende: Künzli-Swiss-Chefin Barbara Artmann in ihrer Fabrik. Etwa 300 Franken kosten solche Turnschuhe made in Switzerland. Keystone

Wirtschaft Künzli: Ein Profiteur des starken Frankens

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses sorgte für ein Erdbeben in der Schweizer Wirtschaft. Schlagzeilen machten vor allem die negativen Auswirkungen, dabei gibt es durchaus auch Profiteure. Beispielsweise die Firma Künzli in Windisch.

Künzli Swiss Shoes in Windisch ist eine der letzten Schuhfabriken in der Schweiz. Barbara Artmann hat sie vor elf Jahren gekauft. Kurz darauf startete ihr ehemaliger US-Importeur K-Swiss einen Rechtsstreit – er reklamierte die berühmten fünf Streifen auf den Künzli-Sneakers im US-Markt und Deutschland für sich. Die jahrelangen, teuren Gerichtsverfahren machten Artmann das Leben schwer.

Wegen Prozesskosten fast Pleite

«Während dieser sieben Jahre haben wir enorme Rechts- und Anwaltskosten gehabt. Wir haben 37 Verfahren in fünf Ländern führen müssen. Das kostet Geld.» Trotzdem hat die Schuhproduzentin den Rechtsstreit gegen ihren ehemaligen Partner verloren. Sie musste sich aus dem wichtigen deutschen Markt zurückziehen. Seither näht die Firma fünf Klötzchen anstelle von fünf Streifen auf.

Dieser Neustart war schwierig – das Unternehmen ging mehrmals beinahe Bankrott. Aber der schwache Euro-Kurs kam Artmann und ihrer Firma Künzli Swiss entgegen. «Wäre das nicht gewesen, hätten wir es nicht geschafft.» Eine Entlastung, die nicht plötzlich kam: «Es ist ja schon lange so, dass der Euro-Franken-Kurs sich verändert. Das hat uns wirklich das Leben gerettet.»

Günstiger Einkauf in der Eurozone

Denn die Firma Künzli Swiss kauft in Europa ein. «Da wir gezwungenermassen einen Grossteil des Umsatzes in der Schweiz – also in Franken – haben, aber gar keine Rohwaren in der Schweiz einkaufen können, hat sich der Warenaufwand deutlich verringert.» Das, was sie bräuchten, gebe es hier nicht, erklärt Artmann.

Der Entscheid der Nationalbank im vergangenen Winter, den Mindestkurs aufzuheben, hat Artmanns Unternehmen also definitiv vor dem Bankrott bewahrt. Nun steht es wieder auf gesunden Beinen.

Auch wenn sich der Franken wieder massiv abschwächen sollte, wären die Chefin und ihre kleine Schuhfabrik darauf vorbereitet: «Jetzt hätten wir das Verhältnis Einkauf und Umsatz im Ausland gleichgewichtet. Weil wir kaum Auslandsumsatzwachstum haben durften, hat uns das gerettet.»

Jetzt, wo Künzli wieder gut da steht, will die Firma auch wieder ins Ausland exportieren. Dazu wagt sie den Schritt nach China. Denn Schweizer Handarbeit verkauft sich dort laut Artmann ganz gut – trotz des höheren Preises.

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