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Wirtschaft Kunden kaufen protzige Autos – Grenzwert hin oder her

Die EU stoppt die Einführung von strengeren Co2-Grenzwerten für neue Autos. Deutschland hat sich dagegen gewehrt. Damit müssen sich auch die Schweizer Autoimporteure nicht anpassen. Das kommt ihnen entgegen, denn: Die Kunden wollten gar keine kleinen Autos kaufen, sagt ihr Vertreter.

Zum Schutz der deutschen Autoindustrie hat sich Bundeskanzlerin Merkel im Sommer gegen den ausgehandelten EU-Kompromiss ausgesprochen. Die Autobauer behaupten, mit tieferen Grenzwerten würden Arbeitsplätze vernichtet.

Ferdinand Dudenhöffer ist Experte für die deutsche Automobilindustrie. Er ist anderer Meinung: «Umweltfreundliche Fahrzeuge führen dazu, dass die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden.» Eine umweltfreundlichere Autoindustrie in Deutschland schaffe eher Arbeitsplätze als dass sie sie vernichte, sagt er gegenüber SRF.

Audi
Legende: Im Trend sind SUVs: Sportliche, schnelle Autos. Auch sie werden tendenziell verbrauchsärmer. Keystone/Archiv

Die Ängste der deutschen Autobauer hätten damit zu tun, dass viele von ihnen im Premium-Bereich, im Segment teurerer Autos tätig sei. Bei der Marke Audi sei dies nicht das Problem, denn die gehört zur VW-Gruppe.

Diese könne CO2-Einsparungen bei anderen Marken wie Seat vornehmen und sich diese anrechnen lassen. «BMW und Daimler tun sich mit den Anpassungen wesentlich schwerer.»

Verbrauchsarme Autos gegen SUV

Was sind SUVs?

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Die Abkürzung SUV (ausgesprochen «ess ju wi») steht für Sport Utility Vehicle, was soviel heisst wie Sport- und Nutzfahrzeug. Gemeint sind geländegängige Autos mit dem Komfort einer Limousine.

Ein Grund für die Ablehnung strengerer Richtlinien allerdings sind auch die Bedürfnisse der Kunden: «Die SUVs sind stark im Aufwind. Wenn der Trend so weiter geht, wird im Jahr 2020 rund ein Drittel der Neuwagen ein SUV sein», sagt der Experte. Dies steht den Bemühungen um mehr Umweltschutz auf der Strasse entgegen.

Dudenhöffer plädiert zwar einerseits für die Wahlfreiheit der Kunden. Andererseits sagt er, die Politik müsse die Rahmenbedingungen für die Autoindustrie aufstellen. «Der Markt regelt das, wenn der Rahmen definiert ist.»

Schweizer Importeure freuts

«Die Schweiz hatte die feste Absicht, sich an die EU-Grenzwerte anzulehnen. Und da nun die Verschärfung wegfällt, fehlt die Grundlage», sagt Max Nötzli. Er ist der Präsident des Schweizer Autoimporteurverbandes. Wenn der Grenzwert bei 130g pro Kilometer belassen würde, wären die Schweizer Importeure zufrieden. «Man muss schon sehen, Werte von 95 Gramm pro Kilometer wären unglaublich scharf.» Man könnte diese nur mit hohen Bussen bei Nicht-Einhaltung durchsetzen, mutmasst er.

Gemäss Nötzli kommt aber der Umweltschutz trotzdem nicht zu kurz: «Die Autoindustrie, auch die deutsche, arbeitet so oder so an verbrauchsarmen Autos», sagt er. Jeder wolle schliesslich ein verbrauchsarmes Gefährt. Das sehe man auch an der Entwicklung der SUVs: «Man will zwar die Annehmlichkeiten eines SUVs haben, aber man will trotzdem weniger Verbrauch. Das wird angeboten, und man sollte es den Leuten nicht verbieten.»

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