Angekündigt waren die erneut tiefroten Geschäftszahlen von Kuoni für die ersten neun Monate des laufenden Jahres. Doch was der Konzern nun kommuniziert hat, macht diese zum Nebenschauplatz.
Kuoni stellt das gesamte Unternehmen auf den Kopf und entlässt die Konzernführung:
- Chef Peter Meier muss gehen, neuer Konzernlenker wird per sofort der 47-jährige Inder Zubin Karkaria. Er gründete und leitete bisher die hoch profitable Division VFS Global (Umsatzrendite von 20 Prozent), die im Auftrag von Regierungen das Geschäft mit Visa betreibt. Auch Finanzchef Thomas Peyer verlässt den Konzern wie angekündigt im kommenden Jahr. Seine Nachfolge übernimmt die Österreicherin Prisca Havranek-Kosicek.
- Den Umbau des Unternehmens beschleunigt Kuoni: Nach dem Verkauf des klassischen Reise-Veranstaltergeschäfts wird die verlustbringende Sparte GTS «umfassend» restrukturiert, wie der Konzern mitteilt. Rund 350 Vollzeitstellen werden weltweit abgebaut, es kommt zu Entlassungen. Die Schweiz könne am Rande davon betroffen sein, sagte ein Konzernsprecher. Zudem werden Unternehmensstandorte verlagert. GTS (Global Travel Services) bietet Dienstleistungen für Veranstalter von Gruppenreisen an.
- Mit dem Umbau der Sparte will der Reisedienstleister seine Kosten um 30 Millionen Franken senken. Die einmaligen Kosten der Restrukturierung belasten das Konzernergebnis noch im laufenden Jahr mit 15 Millionen Franken. Für die weiteren Umbaumassnahmen fallen 2015 nochmals 5 Millionen Franken an Kosten an.
- Zudem geht Kuoni eine Partnerschaft mit der chinesischen HNA Group ein. Ziel der Partnerschaft sei es, gemeinsam das Geschäft in China für Reisen ins Ausland zu entwickeln. Die Unternehmen prüfen verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
Verwaltungsrät sollen weniger verdienen
Auch der Verwaltungsrat wird den neuen Strukturen angepasst: Die Generalversammlung soll die Verkleinerung des Gremiums von sieben auf sechs Mitglieder gutheissen. Zudem sollen die Verwaltungsräte weniger verdienen.
Die Stimmrechtsbeschränkung soll fallen: Bisher ist das Stimmrecht der Kuoni-Aktionäre generell auf 3 Prozent beschränkt – auch wenn ihre Kapitalbeteiligung deutlich höher ist. Eine Ausnahme bildet die Kuoni- und Hugentobler-Stiftung, die 25 Prozent der Stimmen auf sich vereint, obschon sie nur 6,25 Prozent der Aktien besitzt.
Konzernergebnis erneut rot
Die Gechäftszahlen von Kuoni überzeugen weiterhin nicht: Der Umsatz stagnierte nach dem Verkauf des Reisegeschäfts bei 2,56 Mrd. Fr. Operativ schnitt Kuoni in den ersten neun Monaten schlecht ab: Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liegt bei 20,5 Mio. (- 70 Prozent).
Der ausgewiesene Konzerngewinn liegt mit – 293,3 Mio. Fr. deutlich im roten Bereich. Darin enthalten sind die Verluste der nicht-fortgeführten Aktivitäten sowie die mit dem Verkauf des Reisegeschäfts verbundene Aufwendungen enthalten.