Am siebten und letzten Streiktag der Lufthansa-Flugbegleiter fallen erneut 941 Flüge aus. Betroffen seien rund 111'000 Passagiere, sagte ein Konzernsprecher. Damit geht der bisher längste und heftigste Streik in der Geschichte des Unternehmens zu Ende. Zu einer Einigung kam es bislang nicht. Die Airline will am Samstag weitestgehend zum Normalbetrieb zurückkehren.
Er sehe nach der unnachgiebigen Haltung der Lufthansa keinen Anlass, den Streik jetzt noch abzubrechen, erklärte der Chef der Gewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, am Donnerstag in Frankfurt. Baublies drohte indirekt bereits mit weiteren Streiks: «Wenn es bei der Sprachlosigkeit bleibt, können wir nichts ausschliessen.» Es sei jedoch geplant, einen weiteren Vorschlag zu machen. Nähere Angaben machte er nicht.
Kein neues Angebot
Die Lufthansa wird der Flugbegleitergewerkschaft Ufo jedoch kein neues Angebot im Tarifstreit vorlegen. Das sagte Konzernsprecherin Barbara Schädler gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Die Airline sei bereits auf alle Forderungen der Gewerkschaft eingegangen. «Es wäre einmalig in der Tarifhistorie, dass ein Unternehmen mehr bietet, als die Gewerkschaft fordert», sagte Schädler. Nach Ablauf des in der Nacht zum Samstag endenden Streiks werde das Unternehmen wieder auf die Flugbegleiter zugehen, erläuterte Schädler.
Viele Krankmeldungen
Gemäss Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» hat sich nur eine kleine Zahl der Flugbegleiter beim Arbeitgeber offiziell zum Streik bekannt. Stattdessen seien die Krankmeldungen am ersten Streiktag in Frankfurt so steil nach oben geschossen wie noch nie, bestätigte ein Unternehmenssprecher.
Am Freitag vergangener Woche hätten sich in Frankfurt mehr als 1400 der dort stationierten 12'000 Flugbegleiter krankgemeldet. Nur 108 hätten offiziell erklärt, dass sie streiken. Am Dienstag seien es in München 460 Krankmeldungen und 120 Streikende gewesen. Ufo-Chef Baublies entgegnete, wegen der hohen Belastungen seien zweistellige Krankenquoten keine Seltenheit.
Über eine halbe Million Passagiere betroffen
In dem seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt geht es neben vielen anderen Punkten um die Altersversorgung für die Kabinenangestellten. Der Streik der Flugbegleiter begann am Freitag letzter Woche.
Einzig am Sonntag wurde er unterbrochen. Insgesamt wurden an den sieben Streiktagen 4700 Flüge annulliert. 550'000 Passagiere waren betroffen. Der Dax-Konzern schätzte in einer Zwischenbilanz die Streikkosten auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Chronologie der Arbeitsniederlegung
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Bild 1 von 12. Frühjahr 2001:. «Jetzt reicht's – Wir streiken»: Die Flugkapitäne legten kurz nach der Jahrtausendwende mehrmals die Arbeit nieder. Mittlerweile ist das Motto zum geflügelten Wort bei der stolzen Airline avanciert. Vom damaligen Streik waren mehrere tausend Verbindungen betroffen. Airline und Pilotengewerkschaft einigten sich später auf Einkommensverbesserungen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 12. Sommer 2008: . Flurbereinigung zur besten Reisezeit. Das Boden- und Kabinenpersonal streikte fünf Tage lang. Das sommerliche Fernweh der Deutschen wurde nicht gelindert: Mehrere hundert Flüge fielen aus. Die Gewerkschaft Verdi und das Unternehmen einigten sich am Ende auf höhere Gehälter... Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 12. ...vorausgegangen war eine Mobilisierung der Massen, die ihrem Unmut auf die Chefetage Luft machte. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 12. September 2012: . Vier Jahre später war der Vogel wieder zornig – und das nicht zu knapp: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo verursachte den bis dahin grössten Ausfall an einem einzigen Streiktag in der Geschichte der Lufthansa... Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 12. ...rund 1000 Flüge wurden gestrichen, über 100'000 Passagiere waren betroffen. Beide Seiten beschlossen eine Schlichtung. Immerhin beflügelte der Streik die Kreativität der erbosten Fluguntüchtigen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 12. April 2013: . Der Herbst des Zorns ging vorüber, doch bevor der letzte Schnee geschmolzen war, regte sich das Personal wieder tierisch über die unbefriedigenden Arbeitsbedingungen auf: Ein Warnstreik des Bodenpersonals legte den Flugverkehr der Lufthansa in Deutschland fast lahm... Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 12. ...der Airline zufolge waren rund 150'000 Passagiere betroffen. Im Mai verabredeten Verdi und der Konzern gestufte Entgelterhöhungen und einen Kündigungsschutz. Die zunehmend gereizte Kundschaft nahms zur Kenntnis. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 12. 2. bis 4. April 2014: . Kein Jahr war vergangen, und wieder war der Kranich flügellahm: Lufthansa-Piloten holten zu einer Streikserie aus, die mittlerweile in die 13. Runde geht. Anfangs fielen rund 3800 Flüge aus. Das Sitzfleisch der Passagiere wurde erneut strapaziert – bis zum Umfallen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 12. 21./22. Oktober 2014: . Ein Ausstand der Vereinigung Cockpit (CV) rückte das vergiftete Klima bei der Lufthansa erneut in den Fokus der Öffentlichkeit: Der Ausstand der Kurz- und Mittelstrecken wurde auf die Langstrecken ausgeweitet – auf dem Rollfeld herrschte Stillstand. Wieder einmal. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 12. 6. Juli 2015: . Für eine Handvoll Euro? Im Mai hatten die Piloten die begonnene Schlichtung für gescheitert erklärt. Drei Wochen später boten sie der Lufthansa Einsparungen von über 400 Millionen Euro an, um Job-Verlagerungen zu verhindern. Über den Sommer herrscht gespannte Ruhe... Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 12. 8./9. September 2015. Fliegen kann so schön sein: im Spätsommer dieses Jahres muss es sich bei der abgebildeten Lufthansa-Maschine aber um eine Fata Morgana in luftiger Höhe gehandelt haben. Der Pilotenstreik erreichte seine vorerst letzte Etappe. Seit April 2014 fielen über 8500 Flüge aus – eine Million Passagiere waren betroffen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 12. 6. November 2015: . Der vorläufige Höhepunkt: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo startet einen Ausstand des Kabinenpersonals. Er soll mit einer Unterbrechung am Sonntag bis zum Freitag der Folgewoche dauern. Der Arbeitskampf über acht Tage bedeutet den längsten Streik der Lufthansa-Geschichte. Nichts geht mehr. Bildquelle: Reuters.