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Wirtschaft «Man muss von den hohen Löhnen herunterkommen»

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ist in der Krise. Nun soll es eine Frau richten: Monika Rühl. Die Spitzenbeamtin wurde am 21. Februar zur neuen Direktorin gewählt. Sie tritt voraussichtlich im Sommer ihren Job an – im Interview mit «ECO» spricht die 50-Jährige aber bereits Klartext.

SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp: Sie haben gesagt, Economiesuisse müsse glaubwürdiger, authentischer werden. Wie soll das geschehen?

Monika Rühl: Das soll dadurch geschehen, dass man eine verständlichere Sprache spricht. Dass man die Ängste und Sorgen, die in der Bevölkerung herrschen, ernst nimmt – und sie bei der Positionierung mitberücksichtigt.

Sie haben auch gesagt, der Verband müsse bodenständiger werden. Aber das hiesse, dass der Verband bis jetzt abgehoben war und keinen Kontakt mehr mit der Realität hatte.

Ich glaube nicht, dass er völlig abgehoben war. Aber er wird als zu elitär wahrgenommen – auch in Bern. Und ich möchte einen Beitrag leisten, dass das nicht mehr so ist.

Sie sind Diplomatin. Ist das einer der Hauptgründe, dass man Sie gewählt hat, weil der Verband so zerstritten ist, dass nur eine Diplomatin die verschiedenen Fraktionen wieder zusammenführen kann?

Der Verband ist nicht so zerstritten, wie er vielleicht wahrgenommen wird. Aber es ist so: Ich bin Diplomatin, ich habe internationale Verhandlungen geleitet. Und ich glaube, dass ich da eine gute Vermittlerin sein kann, um die divergierenden Interessen, die es ganz natürlich geben wird, wieder zusammenzuführen.

Aber spielen Sie das nicht ein bisschen herunter? Es gibt die ganz grossen Firmen, wie Novartis, und dann gibt es die KMUs. Diese haben sehr unterschiedliche Interessen, auch sehr unterschiedliche Löhne, etwa für Manager. Das zusammenzuführen, ist eigentlich eine Unmöglichkeit.

Ich glaube nicht, dass es eine Unmöglichkeit ist. Es gibt sehr wohl konvergierende Interessen, ob nun eine Firma gross ist oder klein. Alle Firmen, auch die KMUs, wollen Zugang zu den ausländischen Märkten. Sie brauchen die ausländischen Märkte – unser Binnenmarkt ist zu klein.

Unternehmer müssen sich mehr in der Politik engagieren.

Die Abzockerinitiative ist auch angenommen worden wegen der hohen Managerlöhne. Jetzt kommen in den nächsten Monaten die Geschäftsberichte, in denen all diese Löhne zu sehen sind. Was sagen Sie nun zu diesen Managern, die auch im Vorstand von Economiesuisse sitzen?

Es ist sicher wichtig, dass man jetzt Zeichen setzt und von den hohen Löhnen herunterkommt. Ich glaube, es gibt einzelne Unternehmungen, die das bereits tun. Und das muss man besser bekanntmachen. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass sich die Unternehmer mehr exponieren, sich hinstellen, um ihre Position zu erklären, aber auch, um ihren sehr positiven Beitrag zur Wirtschaft und zur Gesellschaft darzustellen.

Man hat das Gefühl, dass viele Manager und auch viele Unternehmer einfach abgetaucht sind. Auch jetzt wieder: Niemand will sich so richtig exponieren zur «Masseneinwanderungs»-Initiative. Sind die Unternehmer feige geworden? Immer auf Tauchstation?

Ich glaube, sie sind nicht feige geworden. Aber es ist natürlich nicht angenehm, wenn man sich exponiert und kritisiert wird. Es ist auch eine Frage der Zeit: Eine Unternehmung zu führen ist eine zeitintensive Angelegenheit. Ich glaube, es ist wichtig, dass man diese Hürde nimmt. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass sich mehr Unternehmer in der Politik engagieren, damit dort eben ein besseres Verständnis herrscht für Wirtschaftsanliegen.

Dieser Text ist ein Ausschnitt aus dem Interview mit «ECO». Die vollständige Version sehen Sie im Videoclip.

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