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Wirtschaft «Masseneinwanderung»: Migros-Chef sorgt sich um seine Grenzgänger

Die Migros hängt stark vom Ausland ab. Als Absatzmarkt, als Produktionsort – und als Reservoir für Arbeitskräfte. Die Initiative «Gegen Masseneinwanderung» müsse möglichst unbürokratisch umgesetzt werden, fordert Migros-Konzernchef Herbert Bolliger. Dazu nimmt er die Initianten in die Pflicht.

15'000 von den 80'000 Migros-Mitarbeitern in der Schweiz sind Zugewanderte oder Grenzgänger. Könnte die Migros nicht auf ausländische Arbeitskräfte zurückgreifen, könnte sie ihren Betrieb kaum aufrechterhalten.

Schon heute hat das Unternehmen Mühe, ausreichend Arbeitskräfte zu finden. Der Konzern hätte im Moment etwa 70 offene Stellen im Bereich Informatik, sagt Migros-Chef Herbert Bolliger im «ECO»-Studio. «Ich kann im Moment diese Leute in der Schweiz nicht rekrutieren», so Bolliger.

Er fürchtet, dass es nach dem Ja zur Initiative «Gegen Masseneinwanderung» für die Migros noch schwieriger werden könnte. Seine Sorge gilt vor allem den Grenzgängern. Im Raum Basel und im Tessin seien sie besonders wichtig für das Unternehmen. «Was wir befürchten, ist, dass diese Gewohnheit, Grenzgänger anzustellen, plötzlich über eine grosse Bürokratie behindert wird», so Herbert Bolliger.

Er appelliert, die Initiative mit Bedacht umzusetzen: «Es ist wichtig, dass auch die Initianten ihre Verantwortung wahrnehmen. Sie sollen sich bitte dafür einsetzen, dass hier wenig Bürokratie entsteht.» Dass Grenzgänger in die Zuwanderung eingerechnet würden, kann nach Meinung von Herbert Bolliger «sicher kein Thema» sein.

Denn: Im Initiativtext steht, dass «Grenzgängerinnen und Grenzgänger einzubeziehen» seien in eine Kontigentierung. Erst vor wenigen Tagen forderte der Kanton Tessin, dass die Initiative auch so umzusetzen sei – auch wenn etwa Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im März dem französischen Finanzminister versichert hatte: Die Personen, die täglich über die Schweizer Grenze pendeln, könnten dies auch in Zukunft ohne Restriktionen tun.

Mit Nespresso-Konkurrenz wachsen

Tieflöhne bei Migrolino

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Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Migrolino-Mitarbeiter zu Tieflöhnen arbeiten. Herbert Bolliger verweist auf das Franchise-System dieser Filialen. Es bestünden keine Arbeitsverträge mit der Migros. Eine Verantwortung trage er «selbstverständlich nicht».

Das Ausland ist nicht nur als Arbeitskräfte-Topf wichtig für die Migros, sondern auch als Absatzmarkt und Produktionsstätte. Export und Ausland-Produktion sollen sich innerhalb von fünf Jahren verdoppeln, hatte das Unternehmen 2008 angekündigt. Das Ziel hat die Migros verfehlt. Statt 700 Millionen wurden zuletzt 513 Millionen im Ausland umgesetzt.

Nun verschiebt Herbert Bolliger dieses Ziel nach hinten: «Wir gehen davon aus, dass wir das in zwei Jahren erreicht haben». Der Migros-Chef setzt dabei laut eigenen Angaben insbesondere auf das Kaffeegeschäft, also auf die Konkurrenz-Kapseln zum Nespresso-System sowie eigene Maschinen. «Da sind wir unheimlich stark», so Bolliger.

Um im Ausland zu wachsen, tätigt die Migros zudem immer wieder Übernahmen. Ende 2012 etwa kaufte sie die deutsche Bioladenkette Tegut. Zudem lässt die Migros in England bei Mibelle Kosmetika produzieren. Und die Schokoladen-Sparte Frey hat letzten Monat, kaum beachtet von der Öffentlichkeit, den amerikanischen Schokolade- und Kaugummi-Hersteller Sweetworks übernommen.

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