Microsoft will seine Marktposition mit dem Kauf des Karrierenetzwerks LinkedIn ausbauen. Microsofts Offerte beläuft sich auf 196 Dollar je LinkedIn-Aktie. Das ist ein Aufschlag von 49,5 Prozent zum Schlusskurs vom Freitag.
Insgesamt wird die Übernahme den Konzern aus Seattle 26,2 Milliarden Dollar kosten. Zum Vergleich: Für den Kurznachrichtendienst WhatsApp hatte Facebook Anfang 2014 «nur» 19 Milliarden Dollar bezahlt.
Microsoft sieht grosse Wachstumschancen
Anleger zeigten sich in einer ersten Reaktion nicht überzeugt von dem Deal: Die Microsoft-Aktie fiel zum Auftakt des US-Handels um rund vier Prozent. Dafür schossen die Titel von LinkedIn zu Handelsbeginn knapp 48 Prozent nach oben.
Microsoft-Chef Satya Nadella erklärte, das Team von LinkedIn habe ein «fantastisches Geschäft» aufgebaut. «Zusammen können wir das Wachstum beschleunigen.» Auch die Bürosoftware Office 265 und Dynamics werde mit dem Kauf wachsen – «weil wir jeden Menschen und jedes Unternehmen auf der Welt damit ausstatten wollen».
Bei LinkedIn bleibt alles beim Alten
LinkedIn, gestartet 2003, gehört zu den Veteranen unter den Online-Diensten. Die Firma ist seit Frühjahr 2011 an der Börse notiert. Das Karriere-Netzwerk solle seine Marke behalten und unter dem Dach des Microsoft-Konzerns unabhängig agieren. LinkedIn-Chef Jeff Weiner werde seinen Job behalten und direkt Nadella unterstehen.
Das Karrierenetzwerk hat im vergangenen Quartal einen Verlust von 46 Millionen Dollar eingefahren, im abgelaufenen Jahr betrug das Minus 166 Millionen Dollar.
433 Millionen Mitglieder weltweit
LinkedIn setzt seit Jahren auf Datenanalyse zur Hilfe bei der Personalsuche. Zuletzt wurde auch die integrierte Blog-Plattform wichtig, über die bekannte Unternehmer wie zum Beispiel Virgin-Gründer Richard Branson Artikel veröffentlichen.
Bei LinkedIn können sich Nutzer in beruflichen Profilen vorstellen, nach neuen Jobs Ausschau halten und mit anderen Mitgliedern kommunizieren. Unternehmen nutzen das Portal auch für die Suche nach Mitarbeitern. Im ersten Quartal 2016 kletterte die weltweite Nutzerzahl von 414 auf 433 Millionen. Pro Monat waren 105,5 Millionen von ihnen aktiv.
Im deutschsprachigen Raum überschritt LinkedIn die Marke von acht Millionen Mitgliedern. Der Konkurrent Xing hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz über zehn Millionen Mitglieder – beschränkt sich aber weitgehend auch auf diese Region.