Minus fünf Milliarden Euro: Der massive Verlust des französischen Atomkonzerns im letzten Jahr hat Konsequenzen. Nach Angaben einer Firmen-Sprecherin will das das Unternehmen einen umfassenden Sparkurs einschlagen. Wie am Mittwoch bekannt worden ist, sollen allein in Deutschland in den nächsten zwei Jahren 1500 Stellen gestrichen werden.
Die Botschaft über das drastische Verlustgeschäft ereilte den französischen Präsidenten Francois Hollande am Rande eines Energiegipfels. Er sah sich nicht zuletzt deshalb zu einer Stellungnahme veranlasst, weil Areva zu 87 Prozent in Staatsbesitz ist. Ferner bringt Areva zum Ausdruck, was eine ganze Branche betrifft: Die Atomkatastrophe in Fukushima hat in den verschiedensten Atom- und Energiekonzernen zu Umbrüchen geführt.
Too big to fail
François Hollande kommentierte: «Die Atombranche in Frankreich beschäftigt 220‘000 Angestellte. Wir werden alles tun, damit Areva wieder gesundet. Durch eine neue strategische Partnerschaft.» Die Idee dahinter: Areva soll sich dem ebenfalls staatlichen Stromkonzern EDF annähern, damit eine massenhafte Entlassung verhindert werden kann.
In welcher Form diese Annäherung geschehen soll, hatte bis dato allerdings zu Unsicherheiten an der Börse geführt. Nachdem die Energieministerin Ségolène Royal zunächt Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss von Areva und EDF genährt hatte, ging der Aktienkurs von EDF kurzzeitig auf Talfahrt. Der Wirtschaftsminister Emmanuel Macron wies die Gerüchte im Anschluss zurück, präzisierte, dass EDF mit einer Kaptalspritze dem Reaktorgeschäft von Areva helfen könnte und verschaffte dem Aktienkurs so wieder etwas Erholung.
Verunsicherung am Aktienmarkt
«Das Szenario von Macron scheint mir glaubwürdiger», sagte ein Händler in Paris. Ein anderer Börsianer zeigte sich von der Klarstellung aber weniger überzeugt. Die Aussagen der Politiker seien widersprüchlich, sagte er. «Ich bin vorsichtig, weil bei EDF und Areva nichts sicher zu sein scheint.»
Tatsächlich ist das Vertrauen in Areva in jüngster Zeit erschüttert worden. Der Bau von AKWs der dritten Generation verzögert sich um Jahre, und die Kosten schiessen dementsprechend in ungeahnte Höhen.