Wie SRF berichtete, wirft ein über acht Jahre angelegtes Pilotprojekt des Bundes zur Gleichstellung von Frau und Mann in Unternehmen nach gut sechsjähriger Laufzeit Fragen auf.
Von mehreren Millionen Franken, die für das Projekt zur Verfügung stehen, sind bis Ende 2014 gerade mal 900‘000 Franken in die Umsetzung entsprechender Initiativen geflossen. Mit anderen Worten: Nach drei Vierteln der Projektdauer ist ein Bruchteil der vorgesehenen Mittel investiert worden.
Dabei habe sich das zuständige Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) aktiv um die Information seines Unterstützungsangebotes bemüht, so Sylvie Durrer, Direktorin des EBG. Gegen 10‘000 Betriebe haben laut Durrer in den ersten drei Jahren des Projektes jährlich eine Informationsbroschüre erhalten. Auch seien Verbände, Berufsorganisationen und kantonale Gleichstellungsbüros wiederholt auf das Angebot aufmerksam gemacht worden.
Anzahl Rückmeldungen im Promillebereich
Wie aus einem internen Papier hervorgeht, sind insgesamt lediglich 51 Finanzhilfegesuche beim EBG eingegangen. 39 Gesuche wurden gutgeheissen. Eine Auflistung der bewilligten Projekte zeigt, dass die Unterstützung nur zu einem Drittel Projekten von privatwirtschaftlichen Unternehmen galt. Dabei will das Pilotprojekt «primär (…) Projekte von KMU bis 500 Mitarbeitende unterstützen».
Ist das Pilotprojekt gescheitert? Für das EBG gilt es einen anstehenden Evaluationsbericht zum Projekt für eine Bilanz abzuwarten.
Nicht nur Unternehmen profitieren vom Fördergeld
Laut Sylvie Durrer stehen dem EBG jährlich durchschnittlich rund 4 Millionen an Unterstützungsgeldern zur Förderung der Gleichstellung im Erwerbsleben zur Verfügung. Diese seien jedoch nicht nur für unternehmensinterne Projekte vorgesehen; sie würden auch für Förderprojekte von entsprechenden Organisationen- und für die Unterstützung von Beratungsstellen eingesetzt.
Viele der Förderprojekte von Organisationen wie Berufsverbänden und Bildungsinstitutionen würden zudem in Zusammenarbeit mit Unternehmen realisiert.
Dennoch: Weshalb liegt die Anzahl Rückmeldungen der KMU auf ein politisch rege diskutiertes Anliegen wie der Gleichberechtigung im Promillebereich?
Ein Informations- und Ressourcenproblem?
Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands hält fest, dass der schwache Rücklauf sicher damit zu tun habe, dass das Angebot in vielen KMU nicht ausreichend bekannt sei.
Dies bestätigt Claude Werder, Geschäftsführer und Inhaber der Samuel Werder AG. Ihm ist die Chancengleichheit im Erwerbsleben ein wichtiges Anliegen. Von dem Angebot des EBG habe er aber nur indirekt erfahren.
Aus eigenem Antrieb bemühte er sich für sein Unternehmen um das Label «Familie und Beruf». Dabei profitierte er letztlich von den Fördergeldern des EBG. Werder ist überzeugt, viele weitere KMU wären an einer Unterstützung interessiert. Aus seiner Sicht war die Information des Bundes an die Industriebetriebe bisher ungenügend.
Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich sieht zudem für KMU ein Ressourcenproblem: «Wenn man Projekte fremdfinanziert, hat man ein sehr dichtes Regelwerk.»
Dies sei im Sinne der sinnvollen Nutzung der Gelder auch korrekt so. Doch sei es für viele KMU nicht einfach, hierfür die notwendigen personellen Ressourcen bereitzustellen. Das EBG weist in diesem Zusammenhang darauf hin, es könne mit Fachpersonen den Betrieben bereits für Vorabklärungen behilflich sein (siehe Box).
Mit der Evaluation des EBG wird das Pilotprojekt nun auf den Prüfstand gestellt. Hans-Ulrich Bigler vom Gewerbeverband betont, Frauen seien in vielen KMU, verglichen mit dem Rest der Wirtschaft, schon heute besser gestellt.
Allerdings will das Projekt darüber hinaus auch familienfreundliche Rahmenbedingungen, Personalentwicklung und Personalpflege fördern, sei es für Männer oder Frauen.