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Wirtschaft Nach dem Pferdefleisch die Bio-Eier

Deutschland diskutiert nach dem Pferdefleisch schon wieder über Missstände in der Lebensmittelbranche. Diesmal sind es die Bio-Eier, die trotz Aufpreis gar nicht Bio sein sollen. Die Staatsanwaltschaft in Niedersachsen untersucht wegen Verdachts auf Falschdeklaration.

Wohlverstanden: Die deutschen Untersuchungsbehörden haben noch keine zählbaren Ergebnisse, sie untersuchen erst. Und, wohlverstanden: Es geht wie beim Pferdefleisch nicht darum, dass die Gesundheit der Konsumenten gefährdet sein könnte. Sondern es geht um die Falschdeklaration von Lebensmitteln. Also um Betrug. Darum, dass als Bio deklariert wird, was nicht Bio ist.

Legehennen auf Vorrat

Bio-Eier sind Eier von Hennen, die gemäss Gesetz mindestens vier Quadratmeter Auslauf haben müssen. Das ist wenig genug, aber so wenig muss sein. Laut Recherchen des Magazins «Spiegel» soll es in der Branche nun aber üblich geworden sein, beim Kauf von Legehennen gleich schon mal ein Viertel oder Fünftel mehr Tiere einzukaufen. Die Halter sichern sich damit angeblich gegen allfällige Verluste bei Krankheitsfällen ab.

Wenn aber ein Fünftel mehr Tiere angekauft werden, als vom gebotenen Raum zugelassen, kann man eben nicht mehr von Bio-Eiern reden. Dafür von höheren Gewinnen. Man bekommt ein Fünftel mehr Eier und die erst noch zu einem höheren Bio-Preis.

Niedersachsen ist der mit Abstand grösste Eier-Produzent Deutschlands. 13 Millionen Legehennen fristen dort ihr mehr oder eben weniger glückliches Dasein. In Gehegen, die – wenn man Bildern von Tierschutzorganisationen glauben darf – auch in Bio-Betrieben nicht wirklich an glückliche Lebensumstände erinnern. Gar nicht.

Regierungswechsel zu Rot-Grün als Auslöser?

Die Untersuchungen seien sehr schwierig, meldet die Staatsanwaltschaft Hannover. Es brauche Zeit. In mehreren hundert Betrieben herausfinden, ob zu einem bestimmten Zeitpunkt 20‘000 oder eben 25‘000 Hühner gegackert und gelegt haben, ist schwierig.

Dass der Verdacht und die laufenden Ermittlungen gerade jetzt bekannt wurden, könnte damit zusammenhängen, dass Niedersachsen seit einer Woche eine neue Regierung hat. Rot-Grün. Mit einem grünen Landwirtschaftsminister, dessen Wahlkampf ein grosses, zentrales Thema hatte: den Kampf gegen die Massentierhaltung. Niemand weiss, woher der «Spiegel» seine Informationen hat.

(brut;basn)

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