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Wirtschaft Nationalbank mutiert zur Grossinvestorin

Die Schweizerische Nationalbank betreibt in erster Linie Geldpolitik. Dadurch ist sie inzwischen zwangsläufig auch zu einer stattlichen Investorin geworden, die Fremdwährungen im Umfang von 450 Milliarden Franken verwalten muss. Dabei fällt auf: Sie baut ihr Engagement in Aktien kontinuierlich aus.

Früher, da hatte die Schweizerische Nationalbank einen Goldschatz. Daneben legte sie ihre Reserven fast ausschliesslich in Staatsanleihen an. Doch diese Zeiten sind vorbei, wie Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg erklärt: «Wie heisst es doch so schön bei den Investoren: Wer gut essen will, kauft Aktien, wer gut schlafen will, kauft Anleihen.»

Die SNB will offenbar beides ein bisschen. Sie investiert in Anleihen und mittlerweile auch zu 16 Prozent in ausländische Aktien. Schweizer Aktien besitzt sie keine, um nicht in Interessenskonflikte zu geraten.

Das Geld mit Aktien breiter anzulegen als früher mache Sinn, sagt Zurbrügg. Denn die beiden Wertpapiere reagieren sehr unterschiedlich auf Boomphasen oder Konjunktureinbrüche. «Im Konjunkturaufschwung, wenn die Zinsen steigen, geraten die Preise der Staatsanleihen unter Druck, während die Aktienkurse von der besseren Wirtschaftslage und von besseren Ertragsaussichten der Unternehmen profitieren.»

Langfristig höhere Rendite mit Aktien

Aktien sind für die SNB jedoch mit besonderen Risiken verbunden: Wenn die Weltwirtschaft kriselt, verlieren ausländische Aktien aus Schweizer Sicht gleich doppelt an Wert. Einerseits fallen die Kurse. Andererseits ist der Franken in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragt, was zu Wechselkursverlusten bei Aktien führt.

Trotzdem werfen Aktien langfristig höhere Renditen ab. Umso mehr, als Staatsanleihen wegen der tiefen Zinsen derzeit kaum Ertrag abwerfen, wie Zurbrügg ausführt. «Es ist also nicht verwunderlich, dass Aktienanlagen nicht nur für uns, sondern auch für andere Nationalbanken an Bedeutung gewonnen haben.»

Um zu verhindern, dass die Nationalbank angreifbar wird, verzichtet sie darauf, einzelne Aktienperlen herauszupicken. Investiert wird stattdessen möglichst breit – laut Zurbrügg momentan in rund 6000 Titel in über zehn Währungen. Der Aktienanteil von 16 Prozent soll vorläufig beibehalten werden. Das entspricht gut 70 Milliarden Franken.

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