Auf Baustellen herrscht ein stetes Kommen und Gehen: Hier wird Kies angeliefert, dort wird Beton gemischt. Maurer und Gipser kommen raus, Sanitär-Installateure und Elektriker gehen rein. Doch kaum jemand hat den Überblick, wer wann was macht; und schon gar nicht in wessen Auftrag.
Bessere Kontrolle möglich
«Auf den Baustellen herrscht oft Wilder Westen», sagt Lorenz Keller von der Gewerkschaft Unia. Es gebe Sub- und Subsub-Unternehmen. Oftmals sei gar nicht mehr nachvollziehbar, wer welche Tätigkeiten ausführe. Damit lässt sich auch kaum kontrollieren, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Etwa, ob die Gesamtarbeitsverträge eingehalten werden und korrekte Löhne gezahlt werden; oder ob Schein-Selbständige und Schwarzarbeiter am Werk sind.
Er erlebe immer wieder, dass auf einer Baustelle Sub-Unternehmer seien, die den Auftraggebern gar nicht gemeldet seien. «Auf einmal sind es zwei, drei, vier neue Unternehmen mit ganz neuen Leuten.» Solche Zustände würden mit der strikten Zugangskontrolle zu einer Baustelle ausgeschlossen.
Generalunternehmer spart Busse
Daran haben auch Baufirmen ein Interesse. Denn letztlich haften Generalunternehmen wie Allreal, wenn sich Sub-Unternehmen nicht an die Vorschriften halten. Ihnen drohen als Folge der verschärften Solidarhaftung Bussen. Daher rechne sich das neue Zutrittssystem mit Finger-Scan, mit dem Allreal nun erste Erfahrungen sammle, sagt Unternehmenssprecher Matthias Meier.
So habe man Gewissheit, dass auf der Baustelle nur Mitarbeiter von Unternehmen beschäftigt seien, die sich an die Regeln und Bestimmungen hielten, so Meier weiter. Darüber hinaus verspricht man sich bei Allreal eine bessere Qualität der Arbeit, wenn man genau weiss, wer was macht.
Wenig Begeisterung beim Baumeisterverband
Dies bezweifelt Daniel Lehmann, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands: «Das bringt nur einen sehr kleinen Nutzen und ist in jedem Fall unverhältnismässig.» Er äussert auch gewisse Vorbehalte wegen des Datenschutzes im Zusammenhang mit dem Fingerabdruck-Scanner.
Doch darin sieht Allreal-Sprecher Meier kein Problem. Es handle sich um ein geschlossenes Netzwerk, in dem nur die Fingerabdrücke der registrierten Mitarbeiter der überprüften Firmen abgeglichen würden – zum Nutzen des Generalunternehmers.