Während acht Generationen war der traditionsreiche französische Autobauer PSA Peugeot Citroën in der gleichnamigen Familie. Bis zuletzt hat die Familie versucht, die Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern.
Doch angesichts der Finanznöte des angeschlagenen Konzerns müssen die Erben von Firmengründer Armand Peugeot nun klein beigeben. Frankreichs grösster Autobauer steckt seit Jahren in der Krise, verlor Milliardenbeträge, musste Werke schliessen und Stellen abbauen. Im vergangenen Jahr verbuchte der Autokonzern sogar einen Verlust in Höhe von 2,3 Milliarden Euro. Der Umsatz sank im Vergleich zu 2012 um 2,4 Prozent auf 54,1 Milliarden Euro.
Kapitalspritze von drei Milliarden Euro
Das Unternehmen hat die Globalisierung verschlafen und sich zu sehr auf den europäischen Markt konzentriert, vor allem auf Frankreich und Südeuropa. Dort sind die Autoverkäufe besonders stark eingebrochen. Somit traf die Wirtschaftskrise Peugeot-Citroën besonders hart. Nun braucht der Konzern dringend frisches Kapital.
Rettung ist in Sicht: Am Dienstag gab der PSA-Verwaltungsrat grünes Licht für den Einstieg des französischen Staates und des chinesischen Autobauers Dongfeng. Beide wollen je 800 Millionen Euro in das kriselnde Unternehmen einschiessen. Dazu will Peugeot weiteres Geld aufnehmen, so dass die Kapitalspritze insgesamt drei Milliarden Euro beträgt.
Damit verliert die Peugeot-Familie die Kontrolle über den Konzern. Zwar stand die Familie seit Mitte der 1960-er Jahre nicht mehr direkt an der Spitze des Unternehmens, doch als Hauptaktionär gab sie weiter die Richtung an. Daher müssen sich die Peugeots heute auch vorwerfen lassen, dass sie massgeblich für die Schieflage des Konzerns verantwortlich sind, der 1976 den Autobauer Citroën gekauft hatte.
«Löwe hat ab sofort drei Köpfe»
Der französische Industrieminister Arnaud Montebourg rechtfertigte bereits die Allianz mit den Chinesen. Es sei eine Allianz zwischen zwei relativ bescheidenen regionalen Spielern. Peugeot verkaufe rund drei Millionen Autos jährlich; Dongfeng ebenso viele. Das gäbe zusammen sechs Millionen. «Wir bauen einen Riesen, der die Weltmärkte erobern kann.»
Aber ist es wirklich die Aufgabe des Staats, beim französischen Automobilhersteller einzusteigen, und zusammen mit der vom chinesischen Staat abhängigen Firma Dongfeng die Geschicke des Unternehmens zu leiten? Industrieminister Arnaud Montebourg betont, das Engagement des Staats garantiere, dass Produktionsstätten und Arbeitsplätze in Frankreich erhalten blieben.
«Wir haben eine wirtschaftspatriotische Entscheidung getroffen», sagt Montebourg. Die Gewerkschaften halten sich zurück. Wenn chinesisches Kapital hilft, französische Arbeitsplätze zu sichern, dann ist ihnen das Recht. Doch viele Peugeot-Arbeiter machen sich Sorgen. Es werde zu einem Technologietransfer kommen, fürchten sie. «Die Chinesen werden uns am Schluss auffressen», meint einer von ihnen. Im Vertrag ist allerdings vorgesehen, dass während zehn Jahren keiner der drei gleichberechtigten Partner seinen Anteil erhöhen kann.
Fazit: Der Löwe, das Emblem von Peugeot, hat ab heute drei Köpfe.