Die Postfinance ist systemrelevant für das Schweizer Finanzsystem und die Volkswirtschaft. Das hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) verfügt. Sie darf also nicht konkurs gehen. Das Finanzinstitut muss nun besondere Anforderungen bei den Eigenmitteln und der Liquidität erfüllen sowie einen Notfallplan ausarbeiten. Kommt es doch zu einer gefährlichen Krise, muss der Steuerzahler einspringen.
Wichtigkeit für den Finanzmarkt unterstrichen
Als Gründe für die Einstufung als «too-big-to-fail» nannte die Nationalbank laut MItteilung der Postfinance die bedeutende Stellung des Finanzinstituts im inländischen Einlagegeschäft und die starke Position im Schweizer Zahlungsverkehr
Die Erklärung zur systemrelevanten Bank unterstreiche die Wichtigkeit von Postfinance für den Schweizer Finanzmarkt, schreibt die Finanztochter der Post. Mit einer Bilanzsumme von 116 Milliarden Franken per 30. Juni und als Marktführerin im Zahlungsverkehr gehöre Postfinance zu den führenden Finanzinstituten in der Schweiz.
Besondere Anforderungen
Nach dem Bankengesetz wird die Systemrelevanz einer Bank beurteilt nach deren Grösse, deren Vernetzung mit dem Finanzsystem und der Volkswirtschaft sowie der kurzfristigen Ersetzbarkeit der von der Bank erbrachten Dienstleistungen.
Als systemrelevant werden schliesslich jene Banken eingestuft, deren Ausfall die Schweizer Volkswirtschaft und das schweizerische Finanzsystem erheblich schädigen würde. Neben der Postfinance gelten bereits die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, die Bankengruppe Raiffeisen sowie die Zürcher Kantonalbank als systemrelevant.
Um die Stabilität des schweizerischen Finanzsystems und die Fortführung volkswirtschaftlich wichtiger Funktionen zu gewährleisten sowie staatliche Beihilfen zu vermeiden, müssen diese systemrelevanten Institute besondere Anforderungen erfüllen.
Vorsorgen für Notfall
Postfinance werde in einem nächsten Schritt gemeinsam mit der Finma die Umsetzung der besonderen Anforderungen angehen, kündigte das Geldhaus an. Das kostet sie viel Geld. Doch zumindest vorläufig will Postfinance ihre Kunden dafür nicht in Form höherer Gebühren zur Kasse bitten.
Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Denise Schmutz
Klumpenrisiken vermeiden
Bei früheren Gelegenheiten hatte Postfinance-Chef Hansruedi Köng betont, dass die Postfinance vorausschauend bereits Massnahmen im Hinblick auf eine mögliche Systemrelevanz getroffen habe. Dabei nannte er unter anderem den doppelten Betrieb der IT-Infrastruktur über die zwei Rechenzentren in Zofingen AG und in Bern.
SRF-Korrespondentin Marianne Fassbind sagt, dass sich für die Kunden nicht viel ändern werde. Im Gegenteil: Der Kunde habe gar einen Vorteil, weil seine Einlagen sicherer würden. Auch die höhreren Anforderungen an Liquidität und Eigenkapitalbasis erfülle Postfinance bereits.
Sie müsse nun mit der Finma schauen, dass sie keine Klumpenrisiken bei den Einlagen habe. Weil die Postfinance dem Postgesetz unterstellt sei, dürfe sie weiterhin keine Kredite und Hypotheken vergeben. Sie dürfe aber – und das tue sie bereits – Kapital an der Börse anlegen. «Allerdings betreibt die Postfinance eine konservative Anlagepolitik.»