Kurz vor der Übernahme durch den US-Industrieriesen General Electric (GE) hat Alstom eine Korruptionsaffäre mit einem Rekordvergleich aus der Welt geschafft.
Wie das US-Justizministerium am Montag mitteilte, zahlen die Franzosen 772 Millionen Dollar. Das sei zwar weniger als diverse Banken in den USA in den letzten Jahren für ihr Fehlverhalten bezahlen mussten, sagt Klaus Bonanomi, Wirtschaftsredaktor bei SRF.
«Aber es ist deutlich mehr, als je ein anderes Industrieunternehmen für ähnliche Fehler – Korruptions- oder Kartellvorwürfe – in den USA an Bussen bezahlt hat.»
Alstom-Manager sollen zwischen 2002 und 2009 hohe Beträge an Berater und Politiker geschleust haben, um Entscheidungsträger zu bestechen. Damit soll sich der Konzern staatliche Aufträge für Infrastrukturbauten wie Kraftwerke und Stromleitungen in mindestens fünf Ländern gesichert haben, erklärt Bonanomi. Betroffen sind Indonesien, Saudi-Arabien, Ägypten, Taiwan und die Bahamas.
Siemens schon vor sechs Jahren gebüsst
Alstom habe mit den Schmiergeldzahlungen Staatsaufträge im Wert von vier Milliarden Dollar an Land gezogen, sagt der Wirtschaftsredaktor. Und Alstom sei kein Einzelfall: «Bestechung war lange Zeit Bestandteil des Geschäftsmodells. Auch die Konkurrenz tat dies.»
So sei beispielsweise Siemens vor sechs Jahren zu einer Busse von 450 Millionen Dollar verdonnert worden – ebenfalls in den USA. Auch in Grossbritannien laufen derzeit Ermittlungen gegen Alstom wegen Korruption.
Neben dem Alstom-Gesamtkonzern soll auch die Schweizer Tochterfirma, Alstom Schweiz, als Lieferantin von wichtigen Komponenten direkt von dem Vergleich mit den USA betroffen sein. «Offenbar haben die Verkaufsmanager von Alstom Schweiz ebenfalls gegen die Anti-Korruptions-Gesetze in den USA verstossen», sagt Bonanomi. Näheres wisse man aber noch nicht.
Übernahmepreis schon im Juni festgelegt
GE und Alstom hatten sich im Juni auf eine weitgehende Übernahme zum Preis von 12,4 Milliarden Euro geeinigt. GE-Chef Jeff Immelt will das Geschäft Mitte 2015 über die Bühne bringen. «Es scheint darum zu gehen, dass Alstom vorher noch reinen Tisch machen will oder muss», so Bonanomi. GE wolle den Konzern ohne diese «Altlast am Hals» übernehmen – und werde nicht für die Busse aufkommen.