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Legende: Investitionen in die Industrie in Entwicklungs- und Schwellenländern: Wer profitiert am meisten? Reuters/Archiv

Wirtschaft Rendite gegen das schlechte Gewissen?

Gutes tun und dabei noch gut verdienen, das ist das Konzept von sogenannten Entwicklungsinvestitionen. Ein Drittel aller Gelder in dieser Kategorie, stammt aus der Schweiz, wie eine Studie zeigt. Die Reichweite der Wirkung dieser Investitionen ist allerdings schwer messbar.

«Entwicklungsinvestments sind Investitionen in Entwicklungs-und Schwellenländer mit dem klaren Ziel, dort gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, Sozial- und Umweltstandards zu verbessern und zu einer wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen», sagt Sabine Döbeli, die Geschäftsführerin von Swiss Sustainable Finance (SSF). Sie ergänzt, dass Entwicklungsinvestitionen keine Spenden sind: «Es sind beispielsweise Investitionen in Industriefirmen. Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Auch die Bereiche Ausbildung und Gesundheit sind relativ wichtig. Von der Branche her ist es relativ weit gefächert.»

Es werden viele Mikrokredite vergeben

In der Regel investiert eine Pensionskasse oder eine Stiftung nicht direkt in ein Unternehmen im Entwicklungsland, sondern über einen spezialisierten Finanzdienstleister. Dieser vermittelt dem Investor Anteile von Fonds, über die Unternehmern im Entwicklungsländern Geld geliehen wird. Der grösste Teil sind sogenannte Mikrokredite, die beispielsweise an Frauen vergeben werden, wenn sie etwa einen Dorfladen eröffnen wollen.

Doch auch die Zahl grössere Kredite zum Beispiel an ein Unternehmen, das neue Produktionsmaschinen kaufen will nimmt zu. Der Markt wächst zwar auf vergleichsweise tiefem Niveau, aber rasant. Ende 2014 zählte SSF insgesamt 8,5 Milliarden Dollar an Entwicklungsinvestitionen aus der Schweiz, letztes Jahr waren es über eine Milliarde mehr, Tendenz weiter steigend. «Einerseits wird der Finanzbedarf in Entwicklungsländern zunehmen. Andererseits werden auch Investoren vermehrt auf dieses Thema aufmerksam werden und das wird das Wachstum in diesem Bereich noch beschleunigen», sagt Döbeli.

Steht die Rendite zuvorderst?

Zwar sei das Risiko bei solchen Investitionen vergleichsweise hoch, räumt Döbeli ein, doch bei einer erwarteten Rendite von durchschnittlich viereinhalb Prozent seien solche Investitionen durchaus interessant für Anleger.

Wie interessant sie für die betroffenen Länder sind, sei allerdings eine andere Frage, gibt Döbeli zu. Die Wirkung von Entwicklungsinvestitionen werde bisher meist nur mit wenig aussagekräftigen Zahlen gemessen: «Beispielsweise wird gezählt, an wie viele Leute Kredite vergeben werden oder wie viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Das beantwortet aber noch nicht die Frage, wie viele Leute ein besseres Leben haben.»

Die Wirkung sei und bleibe wohl schwierig zu messen, ergänzt Döbeli. «Meine Erfahrung ist auch, dass viele Investoren gar nicht so viel Gewicht darauf legen, genau zu wissen, wieviel sie hier bewirken. Sie sehen die grösseren Zusammenhänge und dass solche Investments in Entwicklungsländern etwas bewirken. Die genauen Kenngrössen sind eher sekundär.»

Dass die Hauptsache sei, dass es rentiere und dabei noch gut töne, dagegen wehrt sich Döbeli. «Gerade auch internationale Organisationen wie die UNO oder die Weltbank betonen die enorme Wichtigkeit von Privatinvestments, um Entwicklung zu fördern.»

Nicht jede Investition rentiert sich

Insbesondere zur Erreichung der neuen Nachhaltigkeitsziele der UNO seien Entwicklungsinvestitionen dringend nötig, betont Döbeli und zwar noch in sehr grösserem Umfang als bis jetzt. Klar ist aber auch, dass diese Gelder die Entwicklungszusammenarbeit in vielen Bereichen nicht ersetzen können, überall dort nämlich, wo das eingesetzte Geld keine Rendite erzielen kann oder sollte.

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