Ohne Vakuum geht nichts in der Elektronik-Industrie. Denn um Speicher-Chips für Smartphones oder Bildschirme für Computer zu bauen, braucht es eine hochreine, luftleere Umgebung, in der kein Stäubchen die feinen, empfindlichen Bauteile beschädigen kann.
Garant für diese Reinheit sind die Vakuumventile. Sie riegeln bei den Hightech-Konzernen in Asien und Amerika wie Samsung, LG oder Intel die Produktionskammern hermetisch ab. Und die Ventile öffnen sich, elektronisch gesteuert, erst wenn nötig für den nächsten Produktionsschritt.
Öffnen, schliessen, öffnen, schliessen. So läuft das auch beim Testen der Ventile im Labor von VAT im Rheintal. Es sind ganz verschiedene, kundenspezifisch ausgelegte Ventile, die nach der Entwicklung einem Dauertest von bis zu fünf Millionen Zyklen unterzogen werden, erklärt Egon Hämmerle, Leiter Operations.
Dutzende Ventiltypen für alle Anwendungen
Messanzeigen blinken; überall Rohre, Drähte und Apparaturen. Viel Edelstahl und blankes Aluminium. Manche der Ventile sind handlich klein, öffnen sich nur einen Spalt breit. Andere sind grösser. Da würde auch ein TV-Display durchpassen für die Bearbeitung.
Weit über 100 Ventile werden hier dem Härtetest unterzogen. Entscheidend sei die Zuverlässigkeit, sagt Konzernchef Heinz Kundert. Ein einstündiger Ausfall eines Ventils in einer Produktionsmaschine könne den Kunden eine Million Franken kosten: «Das ist natürlich erheblich im Vergleich zum Preis eines sehr guten Vakuumventils.»
30 Millionen Franken fliessen in Entwicklung
Qualität hat denn auch ihren Preis. Entsprechend stolz fällt mit 30 Prozent die Gewinnmarge aus. Darum wird VAT weitherum in der Branche beneidet. Allerdings fliesst ein grosser Teil der Einnahmen von jährlich über 400 Millionen Franken zurück ins Unternehmen. Stolze sieben Prozent des Umsatzes steckt der Konzern in die Entwicklung neuer Produkte. Diese rund 30 Millionen Franken entsprechen laut Kundert in etwa dem Gesamtumsatz der grössten Konkurrenten.
Zudem wächst VAT überdurchschnittlich rasch. Allein letztes Jahr betrug das Umsatzplus 13 Prozent. Das Geschäft boomt auch wegen des weltweiten Trends zur Digitalisierung.
Grosses Wachstumspotenzial
Kundert verweist auf die zunehmende Präsenz von Mikroelektronik im Büros und Haushalten. Man stehe erst am Beginn der Digitalisierungsrevolution. Dies biete enorme Chancen für weiteres Wachstum etwa bei Mikrochips und Displays. «Wenn das weiter wächst, wachsen wir natürlich auch», ist der VAT-Konzernchef überzeugt.
Die beiden Beteiligungsgesellschaften Partners Group und Capvis haben das Potenzial früh erkannt. Sie kauften vor gut zwei Jahren die Mehrheit am einstigen Familienunternehmen. Nun machen sie Kasse, indem sie einen Teil wieder verkaufen mit dem Börsengang.
Allerdings kommt dabei für VAT kein zusätzliches Geld herein. Was also bringt die Publikumsöffnung dem Unternehmen? Kundert setzt vor allem auf den Bekanntheitseffekt in der Öffentlichkeit. Mit dem Börsengang werde das Unternehmen auch für Talente noch attraktiver. Nötig seien die besten und hellsten Köpfe, um die weltweit besten Produkte herzustellen. Sonst funktioniere es nicht.
Standort Schweiz als Motor
Kundert schwebt dabei keinesfalls vor, die Produktion ins Ausland auszulagern. Auch wenn die Gruppe bereits Fabriken im kostengünstigeren Rumänien und Malaysia betreibt, so arbeiten derzeit rund zwei Drittel der 1200 Beschäftigten in der Schweiz.
«Das Wachstum wird ausserhalb der Schweiz stattfinden. Aber der Standort Schweiz ist für uns unverzichtbar und Motor des gesamten Unternehmens», betont Kundert. Die Leute im Testlabor und ihre Kollegen müssen also keinen Personalabbau befürchten. Schon eher kommen mit dem Börsengang neue Kollegen bei VAT im Rheintal hinzu.