Sind die Verleumdungen, Beleidigungen oder Beschimpfungen erst einmal im Internet, lassen sie sich nur mit grossem Aufwand wieder aus dem Netz entfernen. Firmen können sich diesen Aufwand leisten und gehen mit Juristen dagegen vor.
Private haben hingegen diese Mittel meist nicht – vor allem Jugendliche, die Hauptbetroffenen von Cybermobbing. Genau hier soll die Versicherung helfen. Die Cybermobbing-Versicherung sei speziell für Familien und setze sich aus drei Teilen zusammen, erklärt Christoph Waltert, Produktmanager bei der Zürich Versicherung: «Einerseits arbeiten wir mit Prävention und Intervention in Schulen. Andererseits löschen wir Einträge im Internet und vertreten auch die Opfer mit Anwälten.»
Die Versicherung übernimmt für 150 Franken im Jahr pro Haushalt Anwaltskosten und stellt die Profis für Interventionen in Schulen und Aufräumarbeiten im Netz.
Skepsis bei Versicherungsexperten
Stefan Thurnherr, Versicherungsexperte vom VZ-Vermögenszentrum, ist gegenüber solchen Versicherungen zurückhaltend: «Ich würde mir sehr gut überlegen, ob ich hier ein existenzbedrohendes Risiko versichere. Hilft mir eine solche Versicherung im Schadenfall, oder ist es etwas, das ich mit eigenem Verhalten verhindern könnte?»
Statt eine weitere Versicherungspolice abzuschliessen, appelliert Thurnherr an die Selbstverantwortung der Leute. Christoph Waltert von der Zürich entgegnet: «Man kann natürlich der Meinung sein, eine Versicherung wäre nicht nötig. Aber jeder, der schon einmal durch Cybermobbing geschädigt wurde, weiss, wie essentiell eine solche Versicherung sein kann, wenn man Hilfe zur Hand hat, gerade im Moment, in dem man sie benötigt.»
Angebot der Zeit noch etwas voraus
Urs Kiener beobachtet das Phänomen Cybermobbing schon länger. Er ist Kinder und Jugendpsychologe bei der Pro Juventute. Mit diversen Präventionskampagnen, zum Beispiel gegen das sogenannte Sexting, will er vor allem Jugendliche erreichen. Denn das sind in vier von fünf Fällen die Betroffenen. Doch er schränkt ein: «Es ist ein Phänomen, dass verschiedene Menschen immer wieder erleben, gerade Jugendliche ab 14 Jahren. Aber es ist kein Massenphänomen, das um sich schlägt.»
Das zeigt auch die Zwischenbilanz der Zürich Versicherung. Das neue Produkt ist noch kein Kassenschlager. Bei der Zürich heisst es: Man sei damit der Zeit wahrscheinlich noch etwas voraus.