«Modedesign ist wie ein Minenfeld», sagt Sandro Marzo. Der 29-jährige Jungdesigner näht in seinem Atelier im Basler Gewerbeareal Dreispitz zwei Stoffstücke zu einem Hut zusammen.
Als Jungdesigner stelle man sich vor jeder neuen Kollektion die Frage: «Erwische ich genau den richtigen Trend und kann ich weitermachen als Designer? Oder fliegt die ganze Geschichte in die Luft?»
Designpreise, Verkaufsläden, aber kein Geld
Marzo hat bereits mehrere Designpreise gewonnen. Weltweit haben sechs Läden seine Kleider in ihr Sortiment aufgenommen – darunter auch ein Geschäft in Zürich. Trotzdem kann er noch nicht von seinem Beruf leben.
Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er am Wochenende bei Coop im Verkauf und nachts in einer Bar. Dies obwohl er schon unter der Woche täglich 13, manchmal 14 Stunden arbeitet.
Wie Marzo ergeht es vielen anderen Schweizer Jungdesignern. Nur etwa zwei von zehn schaffen den Durchbruch und können von ihrem Beruf leben. Alle anderen geben irgendwann auf – meistens, weil ihnen das Geld ausgeht.
Teure Kleiderproduktion
Um talentierte Jungdesigner zu Beginn ihrer Karriere etwas zu unterstützen, vergibt das Bundesamt für Kultur (BAK) einen Design-Preis. Patrizia Crivelli, Leiterin der Designförderung beim BAK, sagt, das Hauptproblem der jungen Designer sei die teure Kleiderproduktion. Bei geringen Stückzahlen wie etwa 10 oder 20 Pullovern pro Kollektion sind die Produktionskosten hoch. «Man braucht pro Kollektion etwa eine halbe Million Franken, die man vorschiessen muss, damit die Kollektion produziert werden kann. Das hat praktisch niemand», sagt Crivelli.
Die Jungdesigner bräuchten deshalb Investoren, die sie langfristig unterstützen. Denn kaum jemand schafft mit der ersten Kollektion den Durchbruch. Doch solche Investoren gibt es hierzulande kaum. Ein grosses Hindernis sei, dass Mode in der Schweiz noch nicht als Wirtschaftszweig wahrgenommen werde, sagt Yannik Aellen, der mit seiner Branchenplattform Mode Suisse Jungdesigner unterstützen will.
Harter Konkurrenzkampf
Der Konkurrenzkampf in der Modebranche ist hart. Immer mehr junge Leute versuchen ihr Glück als Designer. Der Beruf sei in den letzten 20 Jahren in Mode gekommen, sagt Aellen: «Es gibt Dutzende von relativ guten Modeschulen, die jedes Jahr viele Abgänger haben, da kann nicht jeder ein Star sein und seine Kleider gut verkaufen.»
Designer-Kleider sind nicht billig
Ein weiteres Problem: Designer-Kleider sind teuer. Nur wenige Konsumenten sind bereit, etwa für einen Pullover 500 Franken und mehr zu bezahlen.
Zwar leisten sich immer mehr Schweizer Designer-Kleider, sagt Martha Kwiatkowski, die beim Gottlieb Duttweiler Institut das Konsumentenverhalten untersucht. Doch das Wachstum finde auf tiefem Niveau statt. «Insgesamt ist es ein Nischenmarkt. Die meisten Konsumenten kaufen doch eher noch bei den klassischen Vertretern der Hauptstrassen ein».
Noch boomen die günstigen ausländischen Modeketten bei Jung und Alt. Jungdesigner haben deshalb in absehbarer Zukunft einen schweren Stand. Wer den Durchbruch trotzdem schaffen will, wird weiterhin einen langen Atem und finanzielle Unterstützung brauchen.
Der Basler Jungdesigner Sandro Marzo denkt trotzdem nicht ans Aufgeben. Er glaubt, dass er in zwei Jahren von seinem Beruf wird leben können.