Orgelbau Kuhn aus Männedorf am Zürichsee ist erleichtert. 7 Jahre vergingen zwischen Offerte und Fertigstellung der neuen Orgel für die Royal Academy of Music in London. Dazwischen hatte sich das Projekt um 45% verteuert – wegen des erstarkten Schweizer Frankens bei gleichzeitiger Abwertung des Britischen Pfunds. Zuletzt kostete das Instrument 1,3 Millionen Franken. Diese Preisentwicklung zwang die königliche Musikschule unter dem Patronat der Queen, zusätzliche Finanzierungsquellen zu erschliessen.
Fündig wurde sie bei einem ihrer ehemaligen Schüler, Sir Elton John. Der Popstar erklärte sich bereit, zur Refinanzierung der Orgel drei Benefizkonzerte zu veranstalten. «Ich mache alles, um die Academy bei der Förderung ihrer überaus talentierten Absolventen, die oft nicht viel Geld haben, zu unterstützen», lässt Elton John via Professor David Titterington ausrichten, dem Orgel-Verantwortlichen der Schule.
Osteuropäer produzieren günstiger
In der Orgelbranche zeigen die Auftraggeber zunehmendes Kostenbewusstsein. Dies bekommen die Schweizer Unternehmen zu spüren. Sie sehen sich Konkurrenten aus Osteuropa gegenüber, deren Offerten bis zu viermal günstiger ausfallen. Dieter Utz, der Verwaltungsratspräsident von Orgelbau Kuhn, hält denn auch fest, dass es zu viele Anbieter gebe, «um alle vollständig auszulasten».
Mögliche Auftragsrückgänge beim Neubau kann der grösste Schweizer Orgelhersteller ausgleichen, indem er seine beiden anderen Tätigkeitsbereiche forciert: die Restaurierung und Pflege von Instrumenten. Primär sind sie es, die Gewinn abwerfen, während Neubauten nur geringe Renditen bringen.
Riesige Orgel für Trondheim
Das grösste Projekt in der 149-jährigen Firmengeschichte ist prompt die Restaurierung (mit punktueller Neu-Konzeption) einer riesigen Kirchenorgel. Sie ragt rund 17 Meter in die Höhe. Der Auftrag aus dem norwegischen Trondheim beschäftigt das KMU mit einem Jahresumsatz zwischen 6 und 7 Millionen Franken noch bis Mai 2014.