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Wirtschaft Schweizer sind reich – mit Einschränkungen

Die Schweizer besitzen weltweit am meisten Vermögen: Über 500‘000 Dollar pro Person im Durchschnitt. Doch die Zahl hat viele Tücken.

Australier auf Platz 2

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Seit 2008 liegt die Schweiz in der Weltrangliste der Credit Suisse zu den Vermögen an der Spitze. Das Durchschnittsvermögen hat sich zwischen 2000 und 2011 mehr als verdoppelt. Aktuell liegt es bei 513'000 Dollar. Die nächstgrössten Vermögen besitzen die Australier (403'000 Dollar), die Norweger (380'000) sowie die Luxemburger (315'000).

Die Schweizer bleiben das reichste Volk der Welt. Gemäss der Credit-Suisse-Studie «Global Wealth Report 2013» entfällt auf jeden Erwachsenen im Land ein Durchschnittsvermögen von 513‘000 Dollar. Das sind fast eine halbe Million Franken. Ein Wert, der aufhorchen lässt und für Verwirrung sorgt.

Zum Vermögen zählen die Studienautoren Finanzanlagen (inklusive Pensionskassenguthaben) sowie Immobilienbesitz oder andere reale Werte. Abgezogen werden die Schulden. Im letzten Jahr stieg das durchschnittliche Vermögen der Schweizer weiter an und übertraf erstmals die Schwelle von einer halben Million Dollar.

Durchschnittswert sagt wenig aus

Aber eben, es handelt sich dabei nur um einen für die realen Verhältnisse wenig aussagekräftigen Mittelwert: Das Total aller Vermögen in der Schweiz aufgeteilt auf die erwachsenen Personen im Land. Der hohe Betrag ist vor allem auf die wenigen sehr Reichen zurückzuführen. Nimmt man den Medianwert, so reduziert sich das Vermögen pro Erwachsenem auf schon eher nachvollziehbare knapp 96‘000 Dollar. Dieser Wert sagt aus, dass die Hälfte aller Schweizer mehr als dieses Vermögen besitzt und die andere Hälfte weniger. Er markiert sozusagen die Grenze zwischen dem reicheren und dem ärmeren Teil der Bevölkerung.

Frankenkurs gibt kräftig Auftrieb

Auch der Anstieg des Schweizer Durchschnittsvermögens im letzten Jahr um sechs Prozent relativiert sich bei näherem Hinsehen: Über die Hälfte des Zuwachses ist nämlich auf den wieder erstarkten Franken gegenüber dem Dollar zurückzuführen, in welchem die Vermögen berechnet werden. Zusätzlich sorgten die steigenden Aktienkurse als Folge der lockeren Geldpolitik für Schub.

Auf die Berechnung kommt es an

Schliesslich spielt auch die Berechnungsmethode eine wesentliche Rolle dafür, welcher Vermögenswert am Schluss in einer Studie auftaucht. Das zeigt sich am Beispiel der Europäischen Zentralbank (EBZ), die im Frühling für Wirbel sorgte. Ihre Studie kam etwa für Spanien, Zypern oder Malta auf höhere Durchschnittsvermögen als für Deutschland.

Die EZB berechnete den Vermögenswert aber nicht pro Erwachsene sondern pro Haushalt. Das gab jenen Ländern Auftrieb, in denen noch viele junge Erwachsene bei den Eltern leben. In der CS-Studie rückt Deutschland dagegen wieder vor die Problemländer auf.

Vermögensschere nicht geschlossen

Die Zahlen der Credit Suisse zeigen zudem, dass sich im Vergleich mit den (wenigen) untersuchten Industrieländern einzig in der Schweiz die Vermögensschere nicht geschlossen hat. Die Vermögen seien heute nicht gerechter verteilt als in den letzten 100 Jahren, heisst es in der Studie.

Doch auch dabei kommt es auf die Berechnung an: Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Avenir Suisse kam kürzlich für die Vermögensverteilung zu einem viel schmeichelhafteren Befund für unser Land.

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