«Ich bin an die Grenzen der Risikobereitschaft gegangen», sagt Ralph Junker zu «ECO», aber es sei besser gelaufen als erwartet. Vor zwei Jahren kam er mit seinem Unternehmen Juwal nach Bosnien-Herzegowina. Die Auftragsbücher sind voll, und monatlich kann er die Belegschaft um ein paar Mitarbeiter erweitern. Derzeit sind es 36, welche im Südwesten des Landes, in Mostar, Fenster- und Fassadenteile für den Export in die Schweiz produzieren.
1300 Franken Monatslohn
«In der Schweiz wäre das nicht finanzierbar gewesen», sagt Ralph Junker, der Woche für Woche zwischen den zwei Ländern hin- und herpendelt. Hier hätte er eigenen Aussagen zufolge auch nicht so rasch derart viele motivierte Arbeiter anstellen können wie auf dem Balkan: «Ein Inserat hat gereicht, und wir hatten 300 grösstenteils ausgezeichnete Bewerbungen.» Im Schnitt bezahlt Ralph Junker einem Arbeiter brutto 1300 Franken. In der Schweiz müsste er mindestens das Dreifache bezahlen.
Was dem Patron in Bosnien-Herzegowina aber Sorge bereitet, ist die Bürokratie. «Es ist unvorstellbar, was wir alleine für die Zollabfertigung an Papierkram liefern müssen.» Diese Sorge unterbreitet er auch regelmässig dem Wirtschaftsminister von Mostar. Dieser kennt die Klagen der ausländischen Unternehmen. «Das Problem liegt in der Struktur unseres Staates», sagt er.
Das Staatsgebilde ist kompliziert: Das Land zählt zwar nur 3,8 Millionen Einwohner, hat aber drei Staatspräsidenten, zwölf Regional-Regierungen und unzählige Minister. Die Behörden verschlingen 70 Prozent der Staatseinnahmen.
Dennoch bereut Ralph Junker seinen Schritt nach Bosnien-Herzegowina nicht. «Wiegt man die Vor- und Nachteile gegeneinander auf, komme ich zum Schluss: Ich würde es wieder tun.»