Investorinnen und Investoren würden sich derzeit grundsätzlich eine Frage stellen, sagt Michael Bolliger, Leiter der Anlagestrategie für Schwellenländer bei der UBS: «Will ich mein Geld in der Schweiz oder in Deutschland zu tiefen oder sogar negativen Renditen anlegen, oder will ich ein etwas grösseres Risiko eingehen für eine deutlich höhere Rendite?» In den letzten Wochen hätten sich viele Investoren für das höhere Risiko entschieden, erklärt Bolliger.
Seit Juni seien so 15 Milliarden Dollar aus den Industrieländern in die Aktienmärkte von Schwellenländern abgeflossen. Auch Staatsanleihen in Schwellenländern sind beliebt. Anstatt beispielsweise Staatspapiere in den USA zu kaufen, entscheiden sich Anleger vermehrt für solche in Asien. Rund zwölf Milliarden Dollar flossen so in Schwellenländer.
Bessere Situation als 2015
Das sei ein bemerkenswerter Anstieg, sagt UBS-Anlagestratege Bolliger. Besonders deutlich sei das Plus im Vergleich zum letzten Jahr. «Damals schreckten die tiefen Rohstoffpreise und die mehrheitlich schlechten Schlagzeilen aus diesen Ländern die Investoren eher ab.»
Ob das Geld, das nun in Schwellenländer wie Mexiko oder Indien fliesst, langfristig dort bleibt, hängt davon ab, ob Regierungen und Unternehmen es tatsächlich investieren. Erst wenn damit Infrastruktur gebaut oder Arbeitsplätze geschaffen werden, wird auch die Bevölkerung in den Schwellenländern von den Negativzinsen der Industrieländer profitieren.