Der 58-jährige Belgier Patrick G. De Maeseneire steht seit sechs Jahren an der Spitze von Adecco. Nun wolle er noch einmal etwas Neues anpacken und verlasse deshalb die Personalvermittlungsfirma mit Hauptsitz in der Schweiz, heisst es.
Verwaltungsratspräsident Rolf Dörig erklärt: «Es war schon länger ein Wunsch von Herrn De Maseneire, im Laufe des Jahres 2015 eine Stabübergabe zu machen. Es ist also ein geplanter, völlig normaler Vorgang.» Doch die Öffentlichkeit wusste bisher nichts von diesen Plänen. Und noch überraschender kommt der Abgang von Finanzchef Dominik de Daniel.
Er wollte selber neuer Konzernchef werden, wurde aber übergangen. «Das ist richtig. Der Verwaltungsrat hat gewusst, dass Herr de Daniel auch CEO werden möchte. Trotzdem hat er sich einstimmig für Herrn Dehaze ausgesprochen», so Dörig. Der 51-jährige Alain Dehaze wird somit neuer Chef von Adecco. Dehaze ist ebenfalls Belgier und leitete bisher bei Adecco das wichtige Frankreich-Geschäft. Er ist seit 2009 Mitglied der Geschäftsleitung.
Vakuum im Top-Management befürchtet
Der übergangene Finanzchef de Daniel zieht die Konsequenzen und geht. Dieser Abgang schwäche das Unternehmen, erklärt Analyst Michael Foeth von der Bank Vontobel: «Er ist sicherlich ein brillanter CFO, einer der besten in der Schweiz. Insofern verliert Adecco eine sehr starke Person.»
Der doppelte Abgang an der Spitze von Adecco verunsichere die Investoren, meint der Analyst: «Es kreiert vorübergehend ein Vakuum auf der Top-Management-Ebene, gerade wenn beide gleichzeitig weggehen. Sie haben einen sehr guten Ruf und werden sehr geschätzt vom Markt.»
CFO-Nachfolge muss bis Ende Juli gelöst sein
«Nein», entgegnet Verwaltungsratspräsident Dörig. Adecco sei nicht führungslos. Der Konzernchef sei noch bis Ende August im Amt und nehme seine Verantwortung wahr. Auch der Finanzchef bleibe bis Ende Juli. «Wir haben intern sehr viele gute Nachwuchstalente», sagt er. «Wir sind überzeugt, dass wir in den nächsten Monaten gute Nachfolgelösungen, auch für den Finanzchef, präsentieren werden.»
Zudem seien die wirtschaftlichen Aussichten fürs laufende Jahr gut und das Unternehmen sei global gut aufgestellt, sagt Dörig, bestrebt, die Investoren nach dem überraschenden Wechsel an der Spitze von Adecco zu beruhigen.
Vollends gelungen ist ihm das bisher aber noch nicht. Der Kurs der Adecco-Aktie ist am Vormittag nach der Bekanntmachung um mehr als sechs Prozent gefallen.