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Wirtschaft Sika-Management wehrt sich gegen Übernahme

Der Schweizer Traditionsbetrieb Sika soll in französische Hände kommen. Der Bauriese Saint-Gobain plant die Übernahme der in Baar (ZG) ansässigen Firma. Doch der Bauchemie- und Klebestoffhersteller ist heiss umkämpft: Ein Teil des Sika-Verwaltungsrates und das Management proben den Aufstand.

Die Gründerfamilie der Sika zieht sich aus dem Unternehmen zurück und will ihre Stimmenmehrheit an den französischen Bauriesen Saint-Gobain verkaufen. Der Verwaltungsrat (VR) und das Management des Schweizer Bauchemie- und Klebestoffherstellers wehren sich dagegen. Denn: Sika riskiere, zum Spielball von Saint-Gobain zu werden.

Als unabhängiger Bau- und Industriekonzern habe sich Sika in den letzten Jahren sehr erfolgreich entwickelt, erklärte VR-Präsident Paul Hälg an einer Medienkonferenz. Unter dem Regime von Saint-Gobain werde Sika ihr über viele Jahre erfolgreiches Geschäftsmodell nicht weiterführen können.

Sika-VR droht mit Rücktritt

Bei einem industriellen Investor wie Saint-Gobain könne es zu «verschiedensten Interessenkonflikten» zum Nachteil der übrigen Aktionäre kommen, begründete der Verwaltungsrat seine ablehnende Haltung gegenüber der Übernahme weiter. Das Unternehmen sei auf sich gestellt erfolgreicher. Und der Verwaltungsrat sieht auch keine industrielle Logik in dem Geschäft.

Sollte die Transaktion abgeschlossen werden, wollen die ungebundenen Verwaltungsratsmitglieder und die Konzernleitung deshalb zurücktreten. Sie wären «nicht mehr in der Lage, die Interessen der Gesellschaft und all ihrer Stakeholder bestmöglich zu vertreten».

Auf dem falschen Fuss erwischt

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Die Entwicklungen haben das Sika-Management wie den Verwaltungsrat auf dem falschen Fuss erwischt. Vor gerade mal zwei Wochen habe man sich letztmals mit Vertretern der Gründerfamilie zu einem «Investor Update» getroffen.

«Es gab keine Anzeichen für die Übernahme», erklärte Verwaltungsratspräsident Paul Johann Hälg. Ausserhalb der Familie sei gar niemand informiert worden. «Seit Freitagabend, 18:30 Uhr weiss ich Bescheid», fügte Sika-CEO Jan Jenisch an.

Saint-Gobain-Konzernchef Pierre-André de Chalendar bezeichnete die geplante Übernahme von Sika indes als eine Win-Win Situation.

Sika passe sehr gut zur Strategie von Saint-Gobain und man unterhalte schon seit Jahren Geschäftsbeziehungen, erklärt de Chalendar in der «Tagesschau». «Sika ist wirklich eine Perle der Schweizer Industrie.»

Trotz der Rücktrittsdrohung will der französische Baustoffkonzern auch in Zukunft auf das heutige Sika-Management setzen. Man hoffe, in weiteren Gesprächen die Bedenken auszuräumen, sagte de Chalendar.

Eine Schweizer Industrie-Perle

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Sika ist weltweit führender Anbieter von Werkstoffen und Prozessmaterialien für das Dichten, Kleben, Dämpfen, Verstärken und Schützen von Tragwerkstrukturen am Bau und in der Industrie. Die Firma ist in den wichtigsten Absatzmärkten präsent, u.a. in der Automobilindustrie. Die Hälfte aller produzierten Autos weltweit enthalten Sika-Produkte.

Saint-Gobain liesse sich den Einstieg bei Sika 2,75 Milliarden Franken kosten. So viel würde der Konzern für die bislang von der Gründerfamilie Burkard gehaltene Kontrollmehrheit bezahlen. Mit deren privilegierten Aktien würden die Franzosen mit 16,1 Prozent des Aktienkapitals 52,4 Prozent der Stimmrechte kontrollieren. Die Transaktion soll spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2015 abgeschlossen sein. Doch vor einem Abschluss der Übernahme müssen noch die Kartellbehörden grünes Licht geben.

Sika-Aktien im freien Fall

Die Familie Burkard verkauft ihre Anteile, weil sie für das Unternehmen bei Saint-Gobain die bessere Zukunft sieht. Der Verkauf sei eine logische Folge aus dem Generationenwechsel bei der Gründerfamilie, sagte deren Sprecher. Sika beschäftigt 16'000 Mitarbeiter und generiert gut fünf Milliarden Franken Umsatz pro Jahr. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Baar (ZG).

Die Ankündigung von Saint-Gobain, die Mehrheitsbeteiligung an der Sika zu übernehmen und kein Angebot an die Publikumsaktionäre zu lancieren, sorgte für Unruhe an den Märkten. Zu Börsenschluss lagen die Sika-Titel mit 22 Prozent im Minus.

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