Immer mehr Menschen hören schlechter – vor allem auch jüngere. Etwa weil jemand durch Stress oder die immer stärker werdende Lärmbelästigung einen Hörsturz oder ein Lärmtrauma erlitten hat. Ist das Gehör geschädigt, sterben Haarzellen im Innenohr im Extremfall langsam ab.
15'000 Haarzellen hat ein Mensch in einem Ohr. Die Sinneszellen leiten die elektrischen Signale über den Hörnerv an das Gehirn weiter. Sterben die Haarzellen ab, sind sie nicht mehr zu retten. Es droht ein Hörverlust.
Ein Ziel, zwei unterschiedliche Ansätze
Die beiden Basler Jungunternehmen Strekin und Auris Medical wollen das ändern. Sie entwickeln Medikamente gegen genau diesen Hörverlust und wollen die Haarzellen mit Medikamenten am Leben erhalten. «Zucker ist lebensnotwendig, damit die Zellen am Leben bleiben. Ist die Zelle gestresst, braucht sie eine erhöhte Nährstoffzufuhr, die unser Medikament gewährleistet», so Daniel Bodmer, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Mitgründer des Basler Start-ups Strekin.
Auch Auris Medical will den Hörverlust medikamentös bekämpfen, wendet aber eine andere Methode an: Ihr Mittel soll den programmierten Selbstmord der Zelle verhindern. «Unser Medikament blockt das Signal, welches das Absterben einleitet», erklärt Thomas Meyer, Gründer und Geschäftsführer des Jungunternehmens, das ebenfalls in Basel beheimatet ist.
Praktisch unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Auris Medical 2014 den Börsengang an die US-Technologiebörse Nasdaq gewagt. 150 Millionen Franken Kapital hat die Firma für ihr Ziel bereits beschafft und beschäftigt derzeit gut 20 Personen. Strekin mit 5 Angestellten hat über 8 Millionen Franken gesammelt und steht vor einer nächsten Finanzierungsrunde.
Es lockt ein grosser Markt
Beide Unternehmen befinden sich mit ihren Medikamenten in der klinischen Entwicklung: Strekin in der Phase 2, Auris Medical in der Phase 3 – und damit in der letzten Phase vor der Zulassung.
Beide Unternehmen wollen, sofern es mit der Zulassung klappt, frühestens 2018 auf den Markt. Ein Markt, der einen Umsatz von hunderten Millionen Franken verspricht. Denn weltweit gibt es heute noch kein solches Medikament.
So manch ein etabliertes Pharmaunternehmen ist allerdings mit ähnlichen Projekten in der Testphase gescheitert. Tobias Kleinjung, Hals-Nasen-Ohrenspezialist der Universitätsklinik Zürich, ist darum noch skeptisch: «Letztlich müssen wir abwarten, was die Studienergebnisse der klinischen Phasen zeigen werden. Ein Medikament gegen Hörverlust wäre aber auf jeden Fall revolutionär.»