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Wirtschaft SNB hält Franken weiter für viel zu teuer

Die Nationalbank hält den Franken für deutlich überbewertet. Sie behält sich vor, auch in Zukunft an den Devisenmärkten einzugreifen, wie SNB-Präsident Thomas Jordan an der Generalversammlung sagte.

Am 15. Januar hatte die SNB den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben, inzwischen liegt der Euro bei rund 1,03 Franken. Damit sei der Franken deutlich überbewertet, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan an der Generalversammlung der Nationalbank.

Protest der Kleinaktionäre

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An der Generalversammlung der SNB haben mehrere Kleinaktionäre gegen die Zusatzausschüttung von 1 Milliarde Franken an Bund und Kantone protestiert. Zudem forderten sie einen Ausgleich nach dem erstmaligen Dividendenausfall im Vorjahr. Beide Forderungen waren chancenlos. Die SNB stützte sich bei ihrer Gegenargumentation auf das Nationalbankgesetz.

Bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv

Der Franken könne aufgrund der Unsicherheit rund um die Schuldenproblematik Griechenlands zeitweilig auch wieder an Wert gewinnen. Dies zeige die jüngste Entwicklung, so Jordan.

«Wir verfolgen diese Entwicklung und die potenziellen Auswirkungen auf die Schweiz sehr aufmerksam.» Bei Bedarf sei die SNB auch künftig am Devisenmarkt aktiv, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen. Insgesamt sei der Franken «deutlich überbewertet», dies sollte sich über die Zeit korrigieren, prognostizierte Jordan.

Jordan verteidigt Negativzinsen

Die Kritik von Investoren und insbesondere von Pensionskassen am Negativzins wies Jordan erneut zurück: Der Negativzins erfülle einen sehr wichtigen Zweck – nämlich den Aufwertungsdruck auf den Franken zu dämpfen und auf diese Weise die Schweizer Wirtschaft zu unterstützen. Der Schweizer Zins könne nicht höher liegen als im Rest der Welt, sonst würden grosse Zuflüsse in den Franken drohen.

Jordan wies auch darauf hin, dass nicht nur ausländische Investoren für die Frankenstärke verantwortlich gemacht werden können. So investiere der inländische Privatsektor seit der Finanzkrise sehr zurückhaltend im Ausland. Zudem werde sogar ein Teil des bestehenden Auslandsvermögens in die Schweiz zurückgebracht. Dies werte den Franken weiter auf.

Das heutige Tiefzinsumfeld sei insbesondere für Pensionskassen sehr anspruchsvoll, gab der SNB-Präsident zu. Er glaubt aber an eine vorübergehende Erscheinung, gestützt von ersten Anzeichen in den USA: «Wir gehen davon aus, dass sich die Wirtschaft weiter erholen wird und die Zinsen weltweit wieder ansteigen werden.»

«Grosse Herausforderungen»

Weiter sagte Jordan gegenüber SRF: «Die Aufgabe des Mindestkurses ist in der Bevölkerung inzwischen sehr gut verstanden worden.» Allerdings stehe die Industrie, und hier vor allem die Exportwirtschaft, vor grossen Herausforderungen, «Ihre Sorgen nehmen wir sehr ernst.»

Wieviel der Gewinn der SNB in diesem Jahr betragen werde, sei sehr schwierig vorauszusagen, so Jordan weiter. «Derzeit sieht es nicht so gut aus, wie im letzten Jahr, vor allem wegen der Wechselkursverluste im Zuge der Aufhebung des Mindestkurses. Das kann sich auch noch verbessern bis Ende Jahr.»

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