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Wirtschaft SNB-Präsident Jordan warnt vor griechischem Exit

In Deutschland ist die Angst vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone offenbar gesunken. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, sagt hingegen, man dürfe die Risiken keinesfalls unterschätzen.

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Die Euro-Zone sei heute zwar in einem besseren Zustand, als das vor zwei, drei Jahren noch der Fall gewesen sei. «Man darf aber diese Risiken, falls es zu einem Austritt kommen sollte, nicht unterschätzen; die Risiken sowohl für die Euro-Zone, aber natürlich vor allem auch für Griechenland selber», sagt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Montag in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «ECO».

Es sei absolut zentral, dass die griechische Regierung den Konsolidierungskurs für ihr Budget und ihre Verschuldung aufrechterhalte. Und: «Es ist ganz wichtig, dass die Strukturreformen weitergeführt werden, sonst wird es ganz schwierig für Griechenland in der Euro-Zone», so Jordan. Er macht aber auch klar, dass er einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone nicht für wahrscheinlich hält: «Das ist nicht in unserem Basis-Szenario», so Jordan.

Merkel angeblich gelassen

In der Euro-Zone ist die Angst vor einem Austritt Griechenlands offenbar kleiner geworden. Gemäss dem deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel» erwägt Angela Merkels Regierung bereits Szenarien, wie der «Grexit» vonstatten gehen könnte – und die Kanzlerin bleibe dabei «reichlich gelassen». Dazu passt ein Satz von SPD-Chef Sigmar Gabriel: «Wir sind nicht erpressbar», sagte er und machte damit klar, dass der Euro-Raum auch ohne Griechenland weiterbestehen könne.

Das hatte im Herbst 2012 noch anders getönt, als schon einmal über einen «Grexit», den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, spekuliert wurde. Damals wollte man unbedingt einen Domino-Effekt verhindern – dass also Sparer in anderen Krisenstaaten wie Portugal oder Irland ihre Guthaben sofort abheben wollen und einen Bank-Run auslösen.

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Kritische Stimmen fordern immer wieder von der Nationalbank, sie müsse mit ihren hohen Reserven eine riskantere Anlagepolitik betreiben: vor allem mehr in Aktien investieren. Was Thomas Jordan davon hält: Video

Die Folgen der EZB-Politik für die Schweiz

Thomas Jordan äussert sich auch zu den neuen Massnahmen, die Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, am 22. Januar ankündigen dürfte: den Kauf von Staatsanleihen im grossen Stil.

Alles, was der Wirtschaft in Europa helfe, sei auch positiv für die Schweiz, so Jordan, zumal die EU der grösste Exportmarkt für die Schweiz ist. «Auf der anderen Seite können sich diese Massnahmen auch auf den Euro-Wechselkurs auswirken», so Jordan, «und das kann dann für die Schweiz oder für die Nationalbank etwas schwieriger werden».

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