Beim Baugesuch, bei der Baubewilligung, beim Grundstückerwerb oder beim Besitzerwechsel: Überall verdient der Staat mit. Er verrechnet Gebühren, erhebt Steuern, kassiert Abgaben.
Erstmals hat das Beratungsunternehmen Wüst & Partner nun berechnet, wie viel die öffentliche Hand hier einkassiert. Die Zahlen wurden im neusten «Immo-Monitoring» veröffentlicht. Das Ergebnis: Rund 15 Prozent aller Einnahmen von Gemeinden, Kantonen und Bund stammen aus dem Immobilien-Bereich. Dies habe eine «sehr grobe» Abschätzung ergeben, sagt Andreas Bleisch, Partner beim Beratungsunternehmen.
Viele Kantone haben profitiert
Das ist ein beachtlicher Posten im öffentlichen Budget. Viele Gebühren und Steuern richten sich nach dem Wert der Immobilie und sind in den letzten 15 Jahren entsprechend markant angestiegen. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede, sagt der Immobilienmarkt-Experte. Sehr stark hätten die Tourismus-Kantone profitiert, nicht zuletzt wegen der Zweitwohnungs-Initiative. Profitiert hat aber auch der Kanton Zürich, oder die Genfersee-Region.
Dieser Boom hat längst den Preisüberwacher auf den Plan gerufen: Er kritisiert die Kantone Genf und Waadt seit längerem. Dort seien die Liegenschafts- und Immobilien-Gebühren zu stark angestiegen. Deshalb kassiere der Fiskus zu viel ein. Seine Kritik ist bisher aber auf taube Ohren gestossen, wie der Preisüberwacher in seinem jüngsten Jahresbericht festhält.
Keine sichere Einnahmequelle
Einer, der am Immobilien-Boom ebenfalls fleissig mitverdient, ist Jakob Rütsche: Er leitet die Steuerverwaltung des Kantons Thurgau. Mit Blick auf die Grundstück-Gewinnsteuern sagt er, in einem normalen Jahr seien etwa 50 Millionen Franken Einnahmen budgetiert. «2012 konnten wir 70 Millionen ausweisen», freut er sich. Grund sei vor allem ein Boom bei Einfamilienhäusern.
Im Budget 2012 hielt Rütsche gar unverblümt fest, er hoffe, dass dieser Trend noch anhalte. Er hofft dies, obwohl bekannt ist, dass ein überhitzter Immobilienmarkt rasch in eine Krise führen kann: Wenn die Zinsen steigen und die Häuserpreise einbrechen, können viele Immobilien-Besitzer ihr Eigenheim finanziell nicht mehr tragen, weil sie zu knapp kalkuliert haben.
Der Immobilien-Experte Andreas Bleisch von Wüest & Partner warnt denn auch vor genau diesem Risiko: Es könne durchaus sein, dass das Steuer-Substrat aus dem Immobilienbereich auch wieder zurückgehe. Die Steuerverwaltungen sollten sich also nicht allzusehr an die sprudelnden Liegenschaftsgebühren gewöhnen.
(snep)