Die meisten der untersuchten Versicherer erfüllten zwar die Kapitalanforderungen unter dem neuen Regelwerk «Solvency II». 14 Prozent der Unternehmen erreichten bei der Kapitalquote allerdings nicht die Mindestmarke von 100 Prozent. Dies teilte die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa mit.
Bei einem lang andauernden Niedrigzins-Szenario, wie es in den vergangenen Jahren in Japan herrschte, würde fast jeder vierte Versicherer die Anforderungen verfehlen. Das betrifft vor allem Länder, in denen die Zusagen an die Kunden weit länger in die Zukunft reichen als die Laufzeit der Kapitalanlagen.
Besonders viele Versicherer kommen in die Bredouille, wenn zu den niedrigen Zinsen noch ein Verfall der Vermögenswerte kommt, etwa durch einen Absturz an den Kapitalmärkten. Dann hätten nur 56 Prozent der Versicherer noch genügend Kapital, ihr Kapitalpolster würde im Schnitt um 42 Prozent schmelzen. Kleine Versicherer wären deutlich stärker betroffen als die Branchenriesen.
Lücken schliessen
Nach den Banken mussten in diesem Jahr auch die Versicherungsunternehmen ihre Stabilität im Krisenfall unter Beweis stellen. Der aktuelle Test sollte überprüfen, ob Versicherer etwa einem Absturz an den Anleihe- und Aktienmärkten standhalten.
Die Belastungsprobe baut auf den künftigen Kapital- und Aufsichtsregeln auf, die unter dem Namen «Solvency II» bekannt sind und 2016 in Kraft treten. Eiopa-Präsident Gabriel Bernardino forderte nun die nationalen Aufsichtsbehörden zu Schritten auf, um die Lücken bei den Versicherern zu schliessen.
An dem Hauptteil des Tests nahmen 60 Versicherungsgruppen und 107 Unternehmen aus allen EU-Staaten, der Schweiz, Norwegen und Island teil. Sie stehen für einen Anteil von 55 Prozent am EU-Versicherungsmarkt. Den Niedrigzins-Teil absolvierten 225 Unternehmen mit einem Marktanteil von 60 Prozent.