Es ist kein Gang ins Bundeshaus, aber gleichzeitig ist er das doch. An der Schwanengasse in Bern treffen sieben junge Menschen Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Das Generalsekretariat im Bundeshaus werde gerade umgebaut, heisst es.
Es ist das siebte Treffen mit einem Wirtschaftsakteur im Rahmen des «ECO»-Jugendprojekts «Mint». Neu ist dieses Mal zweierlei: Die Fragen kommen nicht von Schülern. Die 19- bis 23-Jährigen studieren Wirtschaft an den Universitäten Bern, St. Gallen und Zürich. Und: Es ist keine gesamte Klasse, sondern eine kleine Gruppe von sieben Personen, die diese Gelegenheit erhält. Schon allein das nahe Beisammenstehen verleiht dem Treffen eine gewisse Intimität.
Ob das ausreicht, dass der Bundesrat seine persönliche Meinung zu gewissen Themen äussert? Dieses Ziel zumindest setzen sich die Studenten. Sie wollen mehr erfahren als Statements in den Medien.
Ihr dürft mich löchern
«Ich stehe zur Verfügung. Ihr dürft mich löchern», kündigt Johann Schneider-Ammann an, als alle im persönlichen Sitzungsraum des Wirtschaftsministers zusammenstehen.
Die 30 Minuten des Treffens können nicht jedem Thema Raum geben, das die Studenten ansprechen wollen. Johann Schneider-Ammann ist ein Mann der ausführlichen Antworten. Und einen Bundesrat unterbrechen, das wagen die Studenten nicht. Zumal erkennen sie schnell, dass es bei Politikern und CEOs immer wieder angeraten ist, nachzuhaken, um tatsächlich eine Auskunft zu bekommen. Auch das verlängert die Antworten.
Aber: Hier und da lässt er Meinung durchblitzen. Von einer Frauenquote etwa hält Johann Schneider-Ammann gar nichts: «Für mich ist der Weg nicht der Vorschriftsweg», sagt er. Eine «Quotenfrau» hätte ihre halbe Kraft, um auf Entscheidungen der Firma einzuwirken, «a priori verloren». In solch eine Situation dürfe man Frauen gar nicht bringen.
Spekulation über Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative
Oder die Initiative «Gegen Masseneinwanderung»: Was geschähe, wenn sich keine Lösung mit der EU bezüglich der bilateralen Verträge fände? «Eine einfache Frage», meint Johann Schneider-Ammann ironisch.
Dann, ernster: Es sei noch Zeit bis Februar 2017. Sollte es bis dahin keine Einigung geben, dürfe der Bundesrat auf dem Verordnungsweg verfügen. So stünde es im Initiativ-Text. «Und auf dem Verordnungsweg verfügen würde mutmasslich heissen: Wir geben uns etwas mehr Zeit, wir bleiben auf den herkömmlichen bilateralen Verhältnissen und suchen weiterhin die Verhandlungslösung.»
Der Bundesrat würde also auf Zeit spielen, um die Personenfreizügigkeit nicht aufgeben zu müssen. Die Unsicherheit für die Schweizer Wirtschaft würde weiter anhalten.
Johann Schneider-Ammann schiebt aber nach: «Das ist jetzt spekuliert. Und eigentlich darf der Bundesrat nie spekulieren. Der Bundesrat sagt nur das, was er weiss und was er sagen darf.» Schmunzeln.
«Einigermassen gute» Antworten
Das Fazit der Wirtschaftsstudenten: «Erfrischend persönlich» hätten sie Johann Schneider-Ammann erlebt. Vor allem beeindruckt sie, wie er von Thema zu Thema in jedem Dossier Fachkenntnis beweise. Und die Fragen: Ja, die seien «einigermassen gut» beantwortet worden.
Zum Schluss wünschen die 19- bis 23-Jährigen ein Gruppenbild mit dem Bundesrat. «Ein Selfie?», fragt Johann Schneider-Ammann. So geschieht es.